Interview mit Volleyball-Bundesligatrainer und Beachvolleyball-Profi Max Hauser (Teil 1)

Schweiß und Spaß – die Trainingsmethoden von Volleyball-Heilsbringer Max Hauser

Max Hauser

Cheftrainer vom „geilsten Club der Welt“ – klingt nach einem geilen Job. Doch hinter dem eigens ernannten Branding steckt harte Arbeit für Max Hauser, Trainer des Volleballvereins TSV Herrsching. Als Spielertrainer führte Max den Klub vom Ammersee mit vier Aufstiegen in Serie von der Bayernliga in die erste Bundesiga. Max mischt die Liga auf mit Vorgaben wie „Wir werden sofort nach dem Abpfiff alle auf die Tribüne gehen, es darf keiner vorher duschen. Die Spieler müssen schwitzend da rauf, die Leute sollen den Schweiß riechen, das ist uns wichtig. Denn das schafft Identifikation“.

Was nach einem kleinen Märchen klingt, das nur der Sport so schreibt, macht der Starnberger beim TSV wahr. Wer wäre also ein besserer Gesprächspartner, wenn es um erfolgreiches Training geht? Im seinem ersten 1x1SPORT-Trainingsvideo entführt euch der Erfolgstrainer und Beachvolleyball-Profi in die Welt des Beachvolleyballs, heute gibt er einen Einblick in sein Verständnis von Training. Gibt ihm der Erfolg Recht? Urteilt selbst! Im ersten Teil des 1x1SPORT-Interviews spricht Max über sein Training, Spaß am Sport und seine Spielphilosophie:

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Interessant? Hier kannst Du den zweiten Teil des Interviews ansehen.

Kopfhörer vergessen? Hier das Interview zum Nachlesen:

Hallo wir von der europäischen Akademie für Sport und Training 1x1SPORT sind heute zu Gast beim „geilsten Club der Welt“ in Herrsching. Bei uns ist Max Hauser, Trainer des TSV Herrsching und verrät uns heute sein Erfolgsgeheimnis. Der geilste Club der Welt ist nämlich innerhalb von zehn Jahren durch alle deutschen Volleyball-Ligen aufgestiegen bis jetzt in die Bundesliga.

Abschauen erwünscht

Deswegen meine erste Frage: Wie kommen die Ideen zu deinem Training?

„Naja also letztendlich denke ich mal gibt’s da verschiedene Arten, um irgendwie zu einem Übungskanon zu kommen. Am Anfang, wenn man noch nicht so erfahren ist, ist durchaus eine Art und Weise, das Ganze zu kopieren und woanders zu klauen. Das heißt man schaut sich das halt an, wie das gemacht wird und macht’s dann erst einmal so nach. Man kann natürlich auch sehr viel ausprobieren und dann auch viel machen, bei dem man selbst erkennt „okay, das führt zu etwas Falschem“ oder „das ist nichts“ und muss dann wieder viel verwerfen. Das sind natürlich zwei Varianten, die sind jetzt nicht ganz so edel, sondern mit viel Arbeit verbunden. Und dann gibt’s noch irgendwann dann, wenn man ein bisschen weiter ist, die Variante, bei der man sich wirklich auch Gedanken machen sollte und sich damit auseinandersetzen sollte als Trainer, denke ich und so ein bisschen in diese tiefere Ebene kommen sollte: Warum? Wie baue ich eine Übung auf? Wie baue ich ein Training auf? Und mit welchem Zweck? Es ist immer alles sehr zielorientiert und dahin sollte man eigentlich kommen. Natürlich gibt’s irgendwie jede Übung wahrscheinlich schon. Ich bin nicht der Trainer, der jetzt wahrscheinlich eine Übung erfindet, die jetzt noch nie irgendein anderer Trainer gemacht hat. Aber es ist ja gut, wenn schon einmal jemand anders auf diese Lösung kam, also auch durch Nachdenken. Dann ist es wohl insgesamt eine sinnvolle Übung.“

Von den Basketballern und Schwimmern lernen

Hast du denn so deine festen Übungen immer oder wechselt das oder kommen auch mal neue dazu, je nachdem, welche Macken gerade so im Team sind?

„Ja, es kommen immer wieder mal welche dazu. Vielleicht sieht man dann irgendwo auch mal etwas anderes und bringt das dann ein. Also ich bin auch der Meinung, man sollte vor allem auch die Perspektive oft wechseln. Das heißt, mal vom Volleyball weggehen. Man sollte viel von anderen Sportarten lernen. Auch gerade, was die auch gut machen. Da gibt’s viele. Ich bin viel im athletischen Bereich unterwegs, das heißt im funktionellen Training. Man sollte sich eben anschauen: Wie funktioniert Sport? Und dann von dem wieder etwas in das Volleyball einfließen lassen. Man sollte sich vielleicht einmal anschauen: Was machen die Basketballer, wenn sie springen – und Springen trainieren? Was machen die Basketballer beim koordinativen Training? Oder, um gute Jugendtrainer auszubilden, da sollte man sich einmal anschauen, was die Schwimmer in China machen. Die gewinnen seit 30 Jahren jedes Gold und jedes Silber, was es überhaupt gibt. Also sollte man sich einmal anschauen: Wie gehen die mit den Kindern da um? Ist das bei uns auch machbar, kann man das übertragen? Auch wenn das mit Volleyball gar nichts zu tun hat, trotzdem ist die Art und Weise, wie sie das machen wohl erfolgreich und gut. Das heißt, man sollte die Perspektive immer vom Volleyball auch mal wieder weglegen, dann kommen auch wieder neue Ideen.“

Marco Polo statt Felix Magath

Was denkst du denn unterscheidet dich und deine Übungen von anderen Mannschaften und Trainern?

„Puh. Ich kenne mich ehrlich gesagt zu wenig aus, was andere Trainer so machen. Also ich mache nicht diese klassische Felix-Magath-Variante eines Trainers, der einfach viel vorgibt, ohne es zu erklären. Oder irgendwie: Jetzt werden 100.000 Aufschläge gemacht, ohne, dass er den Sinn dahinter erklärt. Sondern ich fühle mich oft eher wie ein Expeditionsleiter. Das heißt ich versuch andere Leute reinzubauen, die irgendetwas gut können, versuche, ihre Stärken da einzubauen und versuche irgendwie, ein Teil der Mannschaft zu sein und der zu helfen. Letztendlich habe ich dann natürlich trotzdem das Sagen und letztendlich passiert im Grunde das, was ich will. Allerdings versuche ich schon auch zu erklären, warum. Also wenn wir jetzt eine gewisse Art von Aufschlägen unendlich oft trainieren, versuche ich schon zu erklären, dass der Gegner da gerade Probleme hat und dass das der Schlüssel zum Gewinnen ist. Es sind ja oft intelligente Spieler, die viel besser trainieren, wenn sie wissen, warum sie etwas trainieren. Und vielleicht halte ich nicht zu viel von zu viel Stress. Also ich bin der Meinung, es gibt da Stress genug und man muss eher konzentriert arbeiten, vielleicht wie eine Maschine arbeiten und sich nicht die ganze Zeit irgendwie brutalst da gegenseitig anpfeifen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das andere so machen, nur so habe ich mir als Kind manche Trainer vorgestellt.“

Matchplan für Körper und Kopf

Hast du eine besondere Spielphilosophie: Was gibst du deinem Team mit auf den Weg, wenn sie jetzt ins Spiel rein gehen?

„Man muss auf jeden Fall einen Matchplan haben. Das heißt, man muss sich überlegen: Wie kann ich gewinnen? Und nicht einfach irgendwie rein gehen. Und dieser Matchplan, der hat natürlich Taktik, also volleyballtaktische Sachen: Schlag ich so oder so auf, block ich so oder so? Der hat aber auch mentale Aspekte. Also man sollte sich schon auch überlegen: Was mach ich, wenn’s nicht läuft? Wie reagiere ich mental, wie stelle ich mich dar, nach Außen? Wie stelle ich mich meinen Mitspielern gegenüber dar? Und ich denke, dass das sehr wichtige Sachen sind. Das darf man nicht unterschätzen, was so etwas im Sport ausmacht, was dieses Auftreten und das Mentale betrifft. Für alle diese Sachen müsste man eigentlich einen Matchplan bereit haben und sagen „okay, wenn der erste Satz so und so gar nicht läuft, dann können wir so und so reagieren“. Wenn’s dann am Ende nicht reicht, dann ist das so. Man hat zumindest alles versucht und man geht nicht planlos in die Sache rein und dann weiß man auch nicht, woran es gelegen hat. Das heißt, man sollte sich schon im Vorfeld zu allen Eventualitäten Gedanken machen.“

Meine Spieler sind kleine Kinder

Steht denn eher der Spaß bei dir im Vordergrund oder ist da mehr Ernsthaftigkeit? Wenn man das so sieht, ihr habt schon auch viel Spaß beim Training – kann man nicht anders sagen…

„… Ich glaube, dass Spaß natürlich ganz wichtig ist. Vielleicht schaut das bei uns doch auch ein bisschen extremer aus, dass alles immer Spaß macht. Letztendlich ist das Gegenteil vielleicht der Fall. Wir haben in den letzten 10 Jahren bestimmt immer konzentrierter und ehrgeiziger trainiert als andere in den Ligen. Sonst wären wir nicht aufgestiegen. Das ist so. Es ist ja wunderbar, wenn das nach Außen hin so ausschaut, als ob das trotzdem mit Spaß verbunden ist, das ist ja letztendlich auch – finde ich – eine Aufgabe von einem Trainer. Ich sage mal: Außer, wenn jetzt da jeder Spieler eine Million verdient, dann kann ich als Trainer hingehen und kann immer nur sagen „ja ist mir alles scheißegal, du kriegst dein Geld und du machst das“. Aber die Situation hatte ich bisher nicht. Das heißt, ich muss meine Spieler wie Menschen behandeln und ich muss auch ihre Bedürfnisse verstehen. Und man kann sich jetzt vorstellen, im Männervolleyball das sind natürlich auch nur kleine Kinder. Die spielen Volleyball erst einmal, weil es ihnen Spaß macht. Und gut, wenn sie jetzt damit auch noch Geld verdienen, ist alles gut. Aber letztendlich sind das kleine Kinder. Und mann muss sie eben wie Fünftklässler behandeln oft, dann fühlen sie sich auch gut aufgehoben und dann kommt der Spaß in so einer Männertruppe – ich hab bis jetzt leider nur vorwiegend Männer trainiert – von ganz alleine. Ich denke mal, dass das bei Frauen ganz ähnlich ist.“

Zwei Einheiten pro Woche können reichen

Wie oft sollte man als Volleyball-Mannschaft pro Woche trainieren, um auch Früchte zu tragen? Damit das auch was bringt und damit sich auch Fortschritt einstellt.

„Also es gibt eine Regel, die heißt: Wenn du zwei Mal pro Woche trainierst, hältst du dein Niveau. Wenn du drei Mal trainierst, geht’s leicht nach oben. Und bei einem Mal geht’s leicht nach unten. Ich denke, dass eher interessant ist, was derjenige noch macht. Ich glaube, dass man mit zwei Mal Training, wenn man es richtig effektiv gestaltet, also auch wirklich die zwei Stunden, die man dann hat, ohne Ende mit Ball und Wiederholungen sinnvoll gestaltet, schon wirklich weit kommt. Wenn diejenigen dann dafür die Zeit, die sie mehr haben, mit effektivem Athletiktraining oder Krafttraining voll machen. Das heißt, ein Mensch, der von mir aus zwei Mal in der Woche Volleyball spielt und noch zwei Mal Tennis und noch einmal Stabhochspringen, der wird trotzdem voran kommen. Weil der hat so eine Bewegungserfahrung und so ein athletisches Know-how und so ein Feedback, dem reicht das, wenn er ein wenig Baggern und Pritschen lernt, dann kann der das schon. Wenn jetzt jemand nur zwei Mal die Woche Sport macht, dann ist es per se wenig. Dann muss das Training natürlich schon sehr effektiv sein, damit der wirklich weiterkommt.“

Das Niveau bestimmt die Häufigkeit

Und wie oft trainierst du mit dem geilsten Club der Welt?

„Also wir haben in den letzten zehn Jahren nicht so viel vom Umfang trainiert. Wir haben mit Sicherheit effektiv trainiert, da bin ich mir ganz sicher. Und wir haben auch ganz wenige Trainingseinheiten verschenkt. Aber wir haben früher zwei Mal trainiert, dann drei Mal und in der 2. Liga vier Mal, aber nicht durchgehend. Jetzt in der 1. Liga trainieren wir jeden Tag – aber nicht wie viele jeden Tag zwei Mal, weil wir aktuell noch nicht die professionellen Strukturen haben. Wir arbeiten daran und ich hoffe, dass wir das auch in den nächsten Jahren hinbekommen. Aber aktuell müssen wir weiterhin quasi effektiver trainieren als andere.“

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