Taktik im Fußball: Das Wichtigste in Kürze

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Ohne Taktik kein Erfolg! Früher oder später steht jeder Fußballtrainer vor der Aufgabe, seinem Team eine erfolgreiche Taktik zu vermitteln. Hier findest Du das nötige Hintergrundwissen und einen kurzen Überblick über Spielsysteme, Grundordnungen, Pressingvarianten und ein effektives Taktiktraining…

Kein Plan, Mann

Bevor man als Trainer mit seiner Mannschaft das erste Spiel bestreitet, muss man sich überlegen, mit welcher Taktik und Spielphilosophie man spielen möchte. Einfacher formuliert: Man braucht einen Plan. Einen Plan, an dem sich sowohl der Trainer, als auch die Spieler orientieren können und müssen. Viele Trainer, vor allem Neulinge haben damit Probleme. Auf den ersten Blick mag es leicht erscheinen, seine Mannschaft zum Beispiel in einem 4-4-2 spielen zu lassen. Allerdings ist das nur einer von vielen wichtigen Schritten und Überlegungen, die man treffen muss. Dazu gehört auch, seinen Spielern die Philosophie und Spielidee ausführlich zu erklären, da der moderne, engagierte Fußballer hinterfragt, warum er etwas tut, um es im Wettkampf auch gezielt umzusetzen.

Grundsätzlich hängt die Spielidee natürlich von dem Kader ab, den man zur Verfügung hat. Ist man relativ neu in einem Verein, hat man darauf meist nicht viel Einfluss. Ist man von einer Philosophie bzw. einem Spielsystem überzeugt, sollte man mit dem Verein abklären, dass man Einfluss auf die Verpflichtung neuer Spieler hat, um seine Ideen optimal umsetzen zu können.


In den letzten Minuten vor dem Anpfiff gilt die ganze Konzentration dem Trainer.

Pressing trainieren? Gar nicht so einfach, aber hier gibt’s Hilfe.

Aber auch, wenn man keinen Einfluss auf den Kader seiner Mannschaft hat, muss man mit den vorhandenen Spielern das optimale System erarbeiten. Im ersten Schritt muss man sich für eine Grundordnung und ein Spielsystem entscheiden, sich klar werden, ob man Angriffs-, Mittelfeld-, oder Abwehrpressing spielen will. Außerdem muss man wissen, welche Vor- und Nachteile die jeweilige Grundordnung im Verhältnis zu der des Gegners hat. Das heißt: Wo habe ich eine numerische Überzahl, wo eine Unterzahl? Wo bieten sich meiner Mannschaft Freiräume?

Hat man diese Fragen geklärt, gilt es, eine Taktik zu finden, die den Gegner daran hindert, in den Bereichen zu agieren, in denen man zum Beispiel durch numerische Unterzahl unterlegen ist – also wie man das Spiel zu seinen Gunsten lenken kann.

Oans, zwoa, g’wunna

Was man allgemein als „Taktik des Spieltages“ bezeichnet, umfasst Faktoren wie Tabellensituation, Schiedsrichter, Platzbeschaffenheit etc. Die eigene Mannschaft betreffend, unterscheidet man zwischen Individual-, Gruppen-, und Mannschaftstaktik. Diese lassen sich jeweils wieder in Defensive und Offensive unterteilen.

Instruktionen auf dem Platz: Manuel Baum unterbricht die Übungen immer wieder, um auf Fehler oder bessere Lösungswege hinzuweisen.

Unter Individualtaktik versteht man die Fertigkeiten eines einzelnen Spielers, die Fähigkeit ein Eins-gegen-Eins zu lösen (offensiv und defensiv). Taktisch relevant ist das Verhalten des Einzelnen insofern, da er durch sein Zweikampfverhalten die Laufwege und die Positionen des Gegners beeinflussen kann und so das Spiel auf eine Seite lenken kann. Welche Seite das ist, hängt wiederum von den gruppen– bzw. mannschaftstaktischen Vorgaben ab. Nimmt man das Beispiel einer defensiven Eins-gegen-Eins Situation, so bieten sich dem verteidigenden Spieler zwei Herangehensweisen: Bei der Ersten ist das Ziel die Balleroberung, bei der Zweiten ist das Hauptziel, den Gegner nicht vorbeiziehen zu lassen. Die zweite Variante ist nun wiederum die Grundlage für anschließende, gruppentaktische Maßnahmen, da der Verteidiger durch sein Handeln die Balleroberung durch einen Mitspieler lediglich vorbereitet.

Ab zwei Personen befindet man sich im gruppentaktischen Bereich. Sowohl in der Defensive, als auch in der Offensive, ist das Ziel, eine kurzfristige Überzahlsituation zu erreichen. Allerdings sollte man im Training alle drei Szenarien (Unterzahl, Gleichzahl, Überzahl) trainieren. Ziel des Trainings muss es sein, Abläufe in bestimmten Situationen zu automatisieren, so dass jeder einzelne Spieler weiß, was er in welcher Situation zu tun hat. Dadurch lassen sich Missverständnisse vermeiden und die Effektivität, defensiv und offensiv, unheimlich steigern. Die einzelnen gruppentaktischen Situationen kann man im Training ausgiebig üben. Wichtig ist dabei auch, so viele unterschiedliche Situationen wie möglich abzudecken und diese dann als Basis in das Mannschaftsgefüge einzuführen.

Das Wichtigste zu Taktik, Grundordnungen & Spielsystemen auf einem Film.

Wie trainiert man am besten Taktik?

Beim Aufwärmen genießt auch der Ball mal die Zuschauerrolle.

Bei der Trainingsvorbereitung und -durchführung gilt es, viele Faktoren zu beachten. Der erste Schritt, die Organisation, betrifft die Spieler und Spieleranzahl, die zur Verfügung stehen, die Platzbeschaffenheit, das vorhandene Trainingsmaterial, meine Zielsetzung etc. Also: Welche Mittel stehen mir zur Verfügung und was will ich erreichen?

Ist man sich darüber im Klaren, sollte man seiner Mannschaft vor Ort kurz und klar erklären, was das Ziel der Trainingseinheit ist. Den größten Lerneffekt erzielt man, wenn die Spieler selbst auf die Lösung kommen, darum bietet es sich an, mit einem freien Spiel zu beginnen. Stellt man nach einiger Zeit fest, dass die Spieler nicht selbst zum Ziel gelangen, muss man als Trainer eingreifen. Das heißt, das Spiel unterbrechen, den Spielern zeigen und erklären was man sich vorstellt und warum man das für den richtigen Weg hält. Setzen die Spieler die Vorgaben gut um, sollte man sie das auch wissen lassen. Ist man mit der Umsetzung nicht zufrieden, muss man als Trainer wieder eingreifen und versuchen, durch verschiedene Hilfsmittel bzw. durch Variation verschiedener Steuerungsgrößen die Übung zum Laufen zu bringen.

Welche Hilfsmittel hat man als Trainer zur Verfügung?

Kleine Tore, viele bunte Leibchen: Während einer Trainingseinheit greifen Trainer auf allerlei Hilfsmittel zurück.

Zum einen hat man die Möglichkeit die Spielfeldgröße zu verändern. Hierbei muss man sich allerdings immer bewusst machen, welche Konsequenzen das Vergrößern des Spielfeldes hat. Außerdem kann man die Anzahl der Spieler variieren und so Unter- bzw. Überzahlsituationen schaffen.

Zwei weitere wichtige Hilfsmittel sind Provokationsregeln und Taburäume. Taburaum bedeutet, dass man eine Zone festlegt, die z.B. nur Spieler der angreifenden Mannschaft betreten dürfen. Dadurch erleichtert man der Mannschaft die Umsetzung des Trainingsziels und fördert Automatismen. Unerlässlich ist allerdings der regelmäßige Schritt zurück in die Realität. Das heißt, man muss die Tabuzonen wieder auflösen, um den Trainingsschwerpunkt auch realitätsnah zu trainieren.

Provokationsregeln dienen als zusätzliche Motivation für die Spieler, den Trainingsschwerpunkt aktiv umzusetzen. Liegt dieser zum Beispiel im Spiel über außen, kann man solche Spielzüge provozieren, in dem man beispielweise Tore nach Flanken doppelt zählen lässt. Auch hierbei ist es wichtig, die Realität nicht außer Acht zu lassen, also im konkreten Beispiel zentrale Tore nicht zu verbieten. Neben der Realitätsnähe erhält man so auch die Motivation für die Stürmer aufrecht.

Die letzte Steuerungsgröße ist der Gegenspieler. Dieser kann entweder gar nicht vorhanden sein oder wie in der Realität vollaktiv eingreifen. Zwischen diesen Extremem gibt es die Möglichkeit des passiven Gegenspielers (z.B. Hütchen, Dummys, Stangen, etc.) oder des teilaktiven Gegners. Letzterer bietet sich besonders für das Taktiktraining an, da er das Trainingsziel bzw. die Übung zwar behindert, aber nicht verhindert.

Grundordnungen & Spielsysteme

Grundsätzlich muss man im Taktikbereich zwischen Spielsystemen und Grundordnungen unterscheiden. Die Grundordnung bezieht sich ausschließlich auf die statische Anordnung der Spieler, am besten zu erkennen vor dem Anstoß. Sobald das Spiel dynamisch wird, also die Spieler in Bewegung sind und die Positionen unterschiedlich interpretieren, spricht man von einem Spielsystem. Theoretisch können sich Grundordnung und Spielsystem unterscheiden. So kann man zum Beispiel das Spiel in einer 4-4-2 Grundordnung beginnen, sobald sich nach dem Anpfiff z.B. ein Sechser und ein Stürmer tief fallen lassen, befindet man sich in einem 4-1-4-1 Spielsystem.

Taktiktafel: Manuel Baum erklärt seinem Team, wie er den Gegner besiegen will.

Bei der Bezeichnung der Ordnungen und Systeme geht man nach dem Muster Abwehr-Mittelfeld-Sturm vor. Die erste Zahl bezieht sich immer auf die Anzahl der Abwehrspieler, die Letzte auf die Anzahl der Stürmer. Die zweite (je nach System auch manchmal die dritte) Zahl bezieht sich auf die Mittelfeldakteure. In einem 4-1-4-1 spielt man also mit einer Vierer-Abwehrkette, fünf Mittelfeldspielern (1+4) und einem Stürmer.

Eine Übersicht über die gängigsten Grundordnungen und Spielsysteme findest Du hier.

Effektives Pressing

Eine weitere essentielle Überlegung, in der Erarbeitung der Spielphilosophie betrifft das Pressing. Die Entscheidung, wo man den Druck auf den Gegner ausüben möchte, hat maßgeblichen Einfluss auf das Spielsystem und die eigene Taktik. Beim Angriffspressing versucht man, den Gegner sehr früh, also noch in dessen Hälfte, beim Spielaufbau zu stören, um bei einer Balleroberung schon möglichst nah am gegnerischen Tor zu sein. Ziel des Mittelfeldpressings ist es, den Gegner bzw. das gesamte Spiel gezielt auf eine Seite zu lenken. Sollte man auf diese Art den Ball erobern, bietet sich meiner Mannschaft etwas mehr Platz hinter der Abwehr des Gegners und ich kann über schnelle Spielzüge und Kontersysteme zum Torerfolg kommen. Entscheidet man sich für das Abwehrpressing, wird der Zeitpunkt der Balleroberung noch weiter nach hinten verlagert. Man lässt den Gegner kommen und versucht ihm den Ball in der eigenen Hälfte abzunehmen. Der Vorteil eines erfolgreichen Abwehrpressings ist, dass sich viel Raum hinter dem Gegner eröffnet.

Wie das mit dem Pressing funktioniert, erklärt Manuel Baum in seinem Workshop.

Neben den verschiedenen Pressingvarianten gibt es noch eine vierte Möglichkeit – das sogenannte „Tiefstehen“. Wie der Name bereits andeutet, wird dabei nicht aktiv verteidigt, sondern versucht, sich durch Verschieben eine möglichst günstige Position zu verschaffen, um einen möglichen Fehlpass abzufangen und den Gegenangriff einzuleiten.

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