Daniel Ackermann kennt die Videoanalyse aus allen Perspektiven. Nach Stationen bei RB Leipzig und Borussia Dortmund arbeitet er heute als Videoanalyst der österreichischen Nationalmannschaft und als selbstständiger Individualanalyst für Profispieler. Im Gespräch mit 1x1SPORT erklärt er, wie sich Videoanalyse entwickelt hat, warum sie für Vereine und Spieler unverzichtbar ist – und wie auch Amateurtrainer davon profitieren können.
„Videoanalyse war früher ein Nischenjob“
Als Ackermann 2009 bei RB Leipzig startete, steckte die Videoanalyse in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Andere Sportarten wie Hockey oder die Premier League waren bereits weiter. Heute gehört sie zum Standard in jedem Profiteam.
„Damals war es unvorstellbar, dass jeder Klub einen oder mehrere Analysten beschäftigt. Heute ist das Alltag.“
Die Aufgaben sind vielfältig: vom Überprüfen des Matchplans während des Spiels über Standardanalysen bis hin zur detaillierten Gegner- und Nachbereitung. Gerade bei internationalen Wettbewerben arbeiten mehrere Analysten parallel an unterschiedlichen Themen.
Individualanalyse – Feedback, das Spieler besser macht
Besonders am Herzen liegt Ackermann die Arbeit mit Einzelspielern. Aus seiner Sicht bleibt hier enormes Potenzial ungenutzt:
- Nico Schlotterbeck lernte durch gezielte Analysen, im Ballbesitz aktiver zu werden. Ergebnis: mehr Ballkontakte, bessere Lösungen, höhere Spielkontrolle.
- Karim Adeyemi arbeitete daran, seine Schnelligkeit besser einzusetzen – je nach Druck auf den Ballführenden entweder Tiefe attackieren oder den Ball zwischen den Ketten zu fordern.
„Jeder Spieler hat ein individuelles Profil. Videoanalyse hilft, Grundlagen zu automatisieren und die Werkzeugkiste zu erweitern.“
Was ein guter Videoanalyst braucht
Videoanalyse ist kein einfacher Einstieg in den Profifußball, sondern ein anspruchsvoller Job. Ackermann betont, dass Analysten mehr sein müssen als „Laptop-Experten“:
- Taktisches Verständnis und Erfahrung
- Perfektionismus und Qualität in der Arbeit
- Teamfähigkeit und Demut im Umgang mit Trainern und Spielern
- Hohe Belastbarkeit – der Job ist ein 24/7-Job, besonders auf internationaler Ebene
„Hebt euch von der Masse durch die Qualität eurer Arbeit ab – das ist entscheidend.“
Daten und Video – zwei Seiten einer Medaille
Ackermann sieht Datenanalyse als wichtige Ergänzung, aber nicht als Ersatz. Statistiken wie Passquoten oder Zweikampfraten geben Hinweise, entscheidend bleibt aber das Videobild.
„Spieler lernen nicht aus Zahlen, sondern aus Bildern. Daten sind gut zur Untermauerung – aber der Lerneffekt kommt durch Videofeedback.“
Tipps für Amateurtrainer
Auch ohne großes Analystenteam lässt sich Videoanalyse nutzen:
- Spiele mit einfachen Kamerasystemen (z. B. Veo) aufzeichnen
- Analysen schlank halten: 2–3 Szenen pro Spiel oder Training reichen oft
- Feedback regelmäßig geben, nicht nur punktuell
- Videoeinheiten als Ergänzung nutzen – zusätzlich zum Training, nicht anstelle
So können auch Amateurteams profitieren – mit wenig Aufwand, aber spürbarem Effekt.
Jetzt reinhören: Daniel Ackermann im 1x1SPORT #FUSSBALLTRAINER Podcast
Daniel Ackermann gibt tiefe Einblicke in ein Berufsfeld, das den Fußball verändert – und zeigt, wie Videoanalyse sowohl Profis als auch Amateuren helfen kann, sich weiterzuentwickeln.
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