Was ist eine Spielidee?
Deine Spielidee definiert die grundlegende Art und Weiße des Fußballspiels deiner Mannschaft. Sie wird langfristig ohne Berücksichtigung des speziellen Gegnerverhaltens ausgelegt. Die Spielidee gibt deinen Spielern mögliche Handlungsalternativen zur Lösung von Spielsituationen vor – weniger in Form von ganz konkreten Handlungsvorgaben, sondern vielmehr in Form von Handlungsrahmen.
Durch diese Handlungsrahmen wird das Handeln der Spieler aufeinander abgestimmt. Die Entscheidungen der Spieler harmonieren miteinander und sind besser vorhersehbar.
Wenn die Idee nur eine Idee bleibt
Mit Sicherheit hast auch du eine Vorstellung davon, wie dein idealer Fußball aussieht – wie soll das Spiel aufgebaut werden? Wie soll der Ball erobert werden? Wie soll das Umschaltspiel aussehen?
Deine Idee kann in der Theorie noch so hervorragend klingen, am Ende zählt das Handeln auf dem Platz. Genau auf diesen Übergang und den damit verbundenen Herausforderungen setzen wir uns in diesem Beitrag auseinander:
⇨ Wie bekommst du die Spielidee vom Papier auf den Rasen?
- Was solltest du beim Entwurf der Spielidee berücksichtigen?
- Welche Probleme können beim Transfer der Theorie auf den Platz entstehen?
- Welche Lösungen beheben diese Probleme?
Kompatibilität
Bereits beim Ausformulieren der Spielidee – also vor der praktischen Arbeit auf dem Platz – kann ein entscheidender Fehler passieren: Die Spielidee wird im „luftleeren“ Raum entworfen.
Was ist damit gemeint?
Damit ist gemeint, dass du nicht einfach eine beliebige Spielidee heranziehst und die dann in deiner Mannschaft implementierst. Stattdessen richtest du zuerst deinen Blick auf die Spieler und schneidest dann deine Idee darauf zu.
⇨ Eine gute Spielidee zielt darauf ab deine Spieler und deren Qualitäten bestmöglich zu nutzen sowie in Einklang zu bringen
Deinen Spielern wird es deutlich leichter fallen eine Idee auf den Platz zu bringen, welche deren Qualitäten und Eigenschaften berücksichtigt. Darüber hinaus sollte die Spielidee nicht nur auf inhaltlicher Ebene, sondern auch auf emotionaler Ebene deinen Spielern entsprechen.
⇨ Deine Spieler sollten sich mit deiner Spielidee identifizieren können
Spielprinzipien - eine praxistaugliche Sprache entwickeln
Um deine Spielidee zum Leben zu erwecken, benötigst du eine geeignete Sprache für den Platz. Dafür wandelst du deine ausformulierte Spielidee in Spielprinzipien um. Somit erhält deine Idee eine prägnante, klare und handlungsorientierte Sprache – somit kannst du deine Spielidee viel besser auf dem Platz coachen.
In unserem Kurs „23 Spielprinzipien“ findest du einiges an Informationen & Inspirationen zu dem Thema:
- Weshalb solltest du mit Spielprinzipien arbeiten?
- Wie funktionieren die 23 Spielprinzipien?
- Wie trainierst du die 23 Spielprinzipien?
Die vorgestellten Prinzipien musst du selbstverständlich nicht 1-zu-1 für das Spiel deiner Mannschaft übernehmen. Implementiere die Spielprinzipien, welche zu deiner Spielidee passen.
In die Tiefe gehen
Kommen wir zum nächsten Schritt. Mithilfe der Spielidee und Spielprinzipien hast du deiner Mannschaft bereits eine Vorstellung vermittelt, auf welche Art und Weiße ihr als Kollektiv agieren wollt. Jetzt gehen wir weiter in die Tiefe und richten den Blick auf die einzelnen Zahnräder.
Dafür brichst du deine Spielidee auf Prinzipien für Positionsgruppen und auch einzelne Spieler herunter. Somit lernt jeder Spieler seine ganz individuelle Rolle innerhalb deiner Spielidee kennen.
Warum solltest du das tun?
⇨ Die Stärken und Spielweisen deiner Spieler können noch effizienter in die Spielidee integriert werden
⇨ Schafft ein klares Rollenverständnis innerhalb der Spielidee – erleichtert die Umsetzung und stärkt die Identifikation mit der Idee
Das Training als Schlüsselfaktor
Deine Spielidee und die damit verbundenen Spielprinzipien sind nichts, was du nur an Spieltagen brauchst – ganz im Gegenteil. Deine Spielidee ist ein maßgeblicher Anhaltspunkt all deiner Trainingseinheiten.
Warum?
Es genügt nicht an der Spieltag-Besprechung deine Idee vorzutragen, in der Hoffnung, dass die Spieler sie direkt umsetzen – das wird nicht funktionieren. Die Spielidee muss verinnerlicht werden. Automatismen müssen entstehen. Die Spieler müssen mit den Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Idee konfrontiert sein. Nur mithilfe einer regelmäßigen, praktischen Umsetzung trägt deine Spielidee Früchte.
- Nimm deine Spielidee als wesentlichen Anhaltspunkt bei der Gestaltung und Auswahl von Übungs- sowie Spielformen
- Coache in jeder Trainingseinheit die Prinzipien deiner Spielidee
- Die Spielidee verrät dir die technischen, taktischen und auch mentalen Anforderungen, welche deine Spieler trainieren müssen
Reflektieren lohnt sich
Nutze jede Trainingseinheit und alle Spiele, um deine Spielidee auf den Prüfstand zu stellen. Du wirst Schwachstellen, Potentiale zur Vertiefung und Anpassungsmöglichkeiten in der Spielidee erkennen. Somit helfen dir die Reflexionsprozesse auch bei der Trainingssteuerung und der stetigen Optimierung der Idee. Nimmst du dir diese Reflexionszeit-Zeit, wird deine Spielidee über kurz oder lang so richtig zum Leben erweckt.
Die Wirklichkeit zählt
Die „wirkliche“ Spielidee ist nicht das auf dem Papier, sondern das Gelebte auf dem Platz. Daher solltest du deine Spielidee auch nicht als ein starres Konstrukt, sondern als etwas dynamisches betrachten. Sei dir bewusst, dass die Formen schwanken, Spieler gehen, neue Spieler kommen, sich Spieler entwickeln, sich Dynamiken innerhalb des Teams verändern, …
„Zu Beginn der Saison hatten wir zum Beispiel ganz klar gesagt, dass wir pro Spiele 30 Dreier aufn Korb schießen wollen. Die Wahrheit ist, über den Laufe der Saison hat sich das auch verändert und wir haben die Sachen in den Vordergrund gestellt, die erfolgreicher waren. Auch bei einer Spielidentität ist es eine Stärke, eine gewisse Flexibilität an den Tag zu legen. Das Entscheidende ist für mich, dass sich an den Grundfesten nichts verändert.“
Fabian Villmeter
Director of Basketball Operations Veolia Towers Hamburg
Sei bereit deine Spielidee an diese dynamische Wirklichkeit anzupassen.
Autor: Luis Österlein