Was ist das?
Der englische Begriff „Peers“ bedeutet übersetzt Gleichrangige oder auch Gleichaltrige. Peer-Leadership ist ein Führungskonzept. Dabei wird die Führungsverantwortung für Personen eines ähnlichen Ranges übernommen.
Gibt es Peer-Leadership im Jugendfußball?
Peer-Leadership hat seine Ursprünge im Arbeitskontext. Das Konzept lässt sich aber auch hervorragend auf den Jugendfußball übertragen. Die Spieler werden dabei als die „Peers“ verstanden. Selbstverständlich ersetzt das Peer-Leadership nicht die Führungsfunktion des Trainers. Das Konzept findet zwischen den Spielern Anwendung. Der Trainer steht in der Hierarchie weiterhin über den Spielern.
Sollte ich Peer-Leadership nutzen?
Führe Peer-Leadership innerhalb deiner Mannschaft ein, wenn du Fußballer und auch Persönlichkeiten entwickeln willst. Wenn du den Fokus nur auf den Fußball richtest, darfst du eines nicht vergessen: Der Fußballer lässt sich nicht losgelöst von dem Menschen betrachten. Die Persönlichkeit beeinflusst das Agieren auf dem Feld.
Mit Peer-Leadership entwickeln deine Spieler Führungsfähigkeiten, soziale Fähigkeiten und weitere Kompetenzen. Außerdem bringt dir Peer-Leadership auch Vorteile in deiner Arbeit als Trainer.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Du überträgst Spielern Führungsverantwortung in bestimmten Bereichen oder Situationen. Die Intention dahinter kann unterschiedlich aussehen. Beispielsweise kann Peer Leadership genutzt werden, …
- …um Stärken von Spielern gezielt zu nutzen und zu fördern.
- …um Spieler vor Herausforderungen zu stellen, die zu seiner Entwicklung beitragen.
- …um dich zu entlasten und damit deine Arbeit als Trainer zu optimieren.

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Gibt es konkrete Ideen für Peer-Leadership im Jugendfußball?
Ja. Genau darum wird es im weiteren Verlauf des Beitrages gehen. Wir stellen dir 5 konkrete Ansätze für die Nutzung von Peer-Leadership innerhalb deiner Mannschaft vor. Wir gehen auf die genaue Anwendung und den Mehrwert der Ideen ein.
Ansatz #1: Spieler in die Übungsleitung integrieren
Dieser Ansatz bietet dir einen großen Mehrwert, wenn du keine Co-Trainer hast. In der Regel haben die meisten Trainer eine Routine für die Spieltags-Erwärmung. Folglich kennen die Spieler die Abläufe sehr genau. Du kannst einem Spieler die Anleitung von Teilen der bekannten Routine übertragen. Läuft das reibungslos, profitierst du doppelt davon. Der Spieler übt sich in einer Führungsrolle und du gewinnst Kapazitäten. Die nutzt du dann beispielsweise für Einzelgespräche.
Der Ansatz lässt sich aber auch in das normale Mannschaftstraining übertragen – vor allem dann, wenn sich Übungen leicht anleiten lassen. So arbeitest du auch ohne Co-Trainer sehr gut mit mehreren Gruppen. Du übernimmst die Leitung einer Gruppe, während ausgewählte Spieler die anderen Gruppen anleiten. Alternativ lässt du alle Gruppen von Spielern leiten. Du gehst von Gruppe zu Gruppe und fokussierst dich stärker auf dein Coaching.
Ansatz #2: Coaching-Aufgaben
Das Spieltags-Coaching stellt eine große Herausforderung als Trainer dar – es müssen viele Aspekte des Spiels im Blick behalten werden. Hinzu kommt, dass Informationen über weite Distanzen vermittelt werden müssen. Überträgst du ausgewählten Spielern spezielle Coaching-Aufgaben, entlastest du dich. Außerdem lassen sich Informationen auf dem Platz schneller transportieren und die Spielintelligenz deiner Spieler wird gefördert.
Im ersten Schritt wird dem Spieler seine Coaching-Aufgabe erklärt. Beginne dabei mit wirklich unkomplizierten Aufgaben, welche nur mit wenig Informationen verbunden sind. Der Spieler sollte genau verstehen, was er in welcher Situation coachen & beachten soll. Dann kann sich der Spieler zunächst in Trainingsspielformen mit seiner Aufgabe vertraut machen. Funktioniert das gut, übernimmt der Spieler die Coaching-Aufgabe auch an Spieltagen.
Welche Coaching-Aufgaben eignen sich?
- Eckenschütze checkt vor der Ausführung die Organisation der Restverteidigung
- Der Abwehrchef coacht die Höhe der letzten Linie
- Offensivspieler erkennt & coacht Pressing-Trigger
- Organisation der Zuordnung / Aufteilung bei defensiven Standards
Ansatz #3: Mentor für Neuzugänge
Nutze diesen Ansatz, wenn du die Integrationsprozesse von Neuzugängen nicht dem Zufall überlassen willst. Verschaffe dir zunächst ein Bild von dem Neuzugang. Anschließend wählst du einen Spieler als Mentor aus, der sich gut mit dem neuen Spieler verstehen sollte. Der Mentor hat dann die Aufgabe den Neuzugang „an die Hand zu nehmen“, damit er sich direkt wohlfühlt und ins Team einfindet.
Mit dem Mentoren-Ansatz sorgst du nicht nur für eine reibungslose Integration von neuen Spielern, sondern stärkst auch die sozialen Fähigkeiten deines Spielers.
Ansatz #4: Integration in Mannschaftsansprachen
Mannschaftsbesprechungen werden in der Regel in einem klassischen Lehrer-Schüler-Format durchgeführt. Der Trainer ist aktiv und versorgt die Spieler mit Informationen. Die Spieler sind die passiven „Konsumenten“.
Grundsätzlich spricht das Knowhow des Trainers und Zeiteffizienz für diesen Ansatz. Jedoch bringt eine aktivere Rolle der Spieler bei Mannschaftsbesprechungen auch Vorteile mit sich.
Hast du an Spieltagen ein paar Grundlagen oder Prinzipien, welche immer gelten? Dann lass die Spieler diesen Teil vortragen – am besten wählst du die Spieler, bei welchen die Informationen ins eine Ohr rein und direkt zum anderen raus gehen.
Hast du einen Spieler, der seine Mitspieler gut mitreißen kann? Dann mache es zu seiner Aufgabe, die anderen Spieler in der Halbzeit zu motivieren, wenn es mal an Einsatzbereitschaft fehlt.
Ansatz #5: Die Rolle des Schiedsrichters
Als Trainer muss man auf jeden Fall gut im Multitasking sein. Du musst coachen, die Spiel- oder Übungsform leiten und auch noch die Rolle des Schiedsrichters übernehmen. Da kann es schon mal passieren, dass das ballferne Verhalten beobachtet wurde und ein offensichtliches Foul vor den Augen übersehen wird.
Um mehr Kapazitäten für das Wesentliche zu haben, kannst du die Rolle des Schiedsrichters einfach abgeben. Das funktioniert besonders gut, wenn beispielsweise immer ein Team pausiert oder ein verletzter Spieler beim Training ist. Übertrage die Rolle des Schiedsrichters einfach an einen Spieler, welcher gerade nicht auf dem Spielfeld aktiv ist.
Mehrwert
- Mehr Kapazitäten fürs Coaching
- Verletzte Spieler bleiben im Kontakt mit dem Team
- Die „Schiedsrichter“ lernen Verantwortungsbewusstsein und Durchsetzungsvermögen

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Autor: Luis Österlein