
Scannen ist ein Aspekt des Fußballspiels, der in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus gerückt ist. Trainer fordern in der Praxis häufig: “Du musst dich vororientieren!”. Auch die Sportwissenschaft hat sich ebenfalls intensiv mit dem Scannen beschäftigt und fand beispielsweise heraus, dass Xavi durchschnittlich 0,83-mal pro Sekunden scannte, bevor er den Ball erhielt. Mittlerweile gibt es auch einige Übungsformen, welche explizit das “Scanning”-Verhalten der Spieler trainieren sollen. Eine klassische Übung zur Förderung der Vororientierung ist folgende:
Der Trainer hat ein rotes und blaues Hütchen in der Hand. Ein Spieler steht mit dem Rücken zum Trainer. Bevor der Spieler ein Zuspiel erhält, kommt der Schulterblick zum Trainer. Dieser hebt eines der beiden Hütchen. Dann kommt der Pass. Die Hütchenfarbe bestimmt dann die Folgeaktion:
Trainieren des Scannens

Ob diese sehr spielferne Form des Trainings auch zu einer Verbesserung der Vororientierung im Spiel führt, ist fraglich. Es ist wohl nicht davon auszugehen, dass Xavi seine Vororientierung jemals isoliert trainiert hat. Didaktisch sinnvoller erscheint es, ein Bewusstsein für die Körperposition, das Scannen und den idealen Zeitpunkt dafür zu schaffen. Und selbstverständlich braucht es Spielformen mit entsprechendem Zeit- und Gegendruck, der Spieler zum Scannen “zwingt”.
Aber ganz losgelöst von der Art des Trainings und der Vermittlung des Vororientierens sind sich wohl alle einig: Scannen ist wichtig. Es beeinflusst die Spielfortsetzung enorm:
- Werden potenzielle Gefahren erkannt? (beispielsweise Druck außerhalb des Blickfeldes)
- Werden alle Optionen zur Spielfortsetzung erkannt?
- Wurden bessere Optionen übersehen?
- Werden die Optionen rechtzeitig erkannt, um diese ausnutzen zu können?
All diese Informationen haben einen erheblichen Einfluss auf die Entscheidungsqualität des Spielers.

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Informationen gewinnen – auch für das Defensivspiel relevant
Vergleichbare Fragen im Zusammenhang mit dem Scannen lassen sich aber auch für das Spiel gegen den Ball stellen. Wenn über das Scannen gesprochen wird, steht häufig das Offensivspiel im Mittelpunkt – allerdings ist das Gewinnen von Informationen auch im Defensivspiel relevant. Vieles machen Spieler dabei ganz intuitiv richtig. Jedoch gibt es beim defensiven Scannen auch Verhaltensmuster mit Korrekturbedarf – im Folgenden werden drei typische Fehlerbilder analysiert:
#1 Das Scannen auf Kosten einer ungünstigen Körperposition umgehen
Fehlerbild

Ein häufiges Fehlerbild betrifft häufig ballferne Außenverteidiger. In der Abbildung agiert der ballferne Außenverteidiger (grün markiert) mit dem Rücken zum Tor - durch diese Körperposition kann der Spieler sowohl den ballfernen Gegenspieler als auch den Ball gut im Blickfeld behalten.
Diese Ausrichtung der Körpervorderseite birgt jedoch ein Problem: der Außenverteidiger hat eine ungünstige Ausgangslage, um den Raum in der Tiefe zu verteidigen. Startet der ballferne Gegenspieler einen Tiefenlauf, ist der Gegenspieler kaum noch einzuholen – aufgrund des gedanklichen Vorsprungs und dem Ball in den Rücken des Verteidigers.
Korrektur

Der Außenverteidiger agiert mit der Körpervorderseite deutlich in Richtung des eigenen Tores und scannt den ballfernen Gegenspieler regelmäßig mit einem Schulterblick, um Freilaufbewegungen rechtzeitig zu erkennen.
Mit dieser Körperposition muss der Außenverteidiger viel aktiver scannen. Jedoch ist die Körperposition viel günstiger, um den Raum zu verteidigen, von dem die größte Gefahr ausgeht.
#2 Pressing ohne Absicherung
Der Begriff “Absicherung” ist hier doppeldeutig zu verstehen – zum einen die physische Absicherung in Form von Mitspielern. Zum anderen die Absicherung in Form eines Schulterblicks. Beim Einleiten des Pressings sollte sich also abgesichert werden, ob eine Absicherung vorhanden ist.
Fehlerbild

In der Abbildung läuft der Stürmer nach einem Rückpass auf den Innenverteidiger durch. Jedoch herrscht noch kein ausreichender Anschluss von den Mitspielern – somit kann der Gegner den Stürmer problemlos überspielen und mit Blick zum Tor agieren.
Gleich gehts weiter...
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Autor: Luis Österlein