1x1Sport-Expertenrunde: Wie motiviert ihr euch und eure Spieler?

Jeder von uns kennt es: Manchmal würde man viel lieber zu Hause auf dem Sofa sitzen bleiben, als sich zum Training aufzuraffen. Dann fehlt uns ganz einfach die nötige Motivation. Ohne sie läuft im Sport nichts. Doch wie kann ich mich und meine Teammitglieder richtig motivieren? Was tun nach Niederlagen und wenn es mal nicht so rund läuft? Und was kann ich mit Motivation erreichen? Unsere Experten haben die Antworten.

Motivation ist das A und O für Erfolg und Spaß.

Wer mental in Topform ist…

…der hat auch bessere Chancen im Training und im Wettkampf. Motivation ist dabei das A und O. Doch was tun, wenn auf eine Niederlage die nächste folgt? Wenn das Selbstvertrauen im Training schwindet, wenn es einfach nicht läuft? Dann hilft es vielleicht, sich mit ein paar Motivationstipps und Tricks wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Wie das geht, wissen unsere Experten!

Mit dabei:

  • Ernst Holzmann: Fußballtrainer, Experte für motivierende Mannschaftsführung im Fußball
  • Hans-Jürgen Kaschak: Sportmentalcoach
  • Andreas Haidl: Fußballtrainer SpVgg Unterhaching
  • Max Hauser: Volleyballtrainer beim TSV Herrsching, Beachvolleyballprofi
  • Ralph Junge: Basketballtrainer, Gründer der Urspring Basketball Akademie
  • Manuel Baum: Ex-DFB U-20 Nationaltrainer
  • Stefan Kohfahl: Trainer der Real Madrid Foundation Clinics Germany

Ernst Holzmann: leichte Übungen erhöhen die Motivation

„Man sollte den Spieler an seine Stärken und Erfolgserlebnisse erinnern, also „Bilder im Kopf erzeugen“. Im Training kann man ganz einfach Erfolgserlebnisse schaffen, zum Beispiel durch reduzierte Anforderungen oder einfache Übungen. Der Spieler soll sich erreichbare Zwischenziele setzen. Außerdem muss man immer das Ergebnis von der eigentlichen Leistung trennen.“

Hans-Jürgen Kaschak: Kleine Wochenziele als Motivationsschub

„Das sehe ich ähnlich. Eine einfach umzusetzende Möglichkeit besteht darin, sich von Woche zu Woche neue kleinere Ziele zu setzen. Diese sollten spezifisch, messbar, attraktiv und realistisch sein und in einer kurzen Zeitspanne – etwa innerhalb einer Woche – erreicht werden können. Es dürfen durchaus auch private Ziele angestrebt werden, welche mit dem Sport an sich wenig zu tun haben.“

Für Sportmentaltrainer Hans-Jürgen Kaschak müssen Ziele „SMART“ sein.

Andreas Haidl: Körpersprache beeinflusst die Motivation

„Ich finde nicht nur Ziele, sondern auch Kommunikation extrem wichtig. Sowohl verbal, als auch nonverbal, denn die Körpersprache sagt oft viel mehr aus. Das gilt im Fußball vor allem für den Trainer, der am Spielfeldrand steht. Der erste Blick vom Stürmer geht nach einem Schuss immer raus zum Trainer. Wenn der jedes Mal die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, wenn der Spieler eine Chance vergibt, dann wirkt sich das natürlich auch negativ auf die Motivation des Spielers aus. Wenn der Trainer aber stattdessen gleich wieder positiv einwirkt, dann verarbeitet der Spieler das besser und konzentriert sich auf die kommenden Aufgaben. Es gibt immer mal Höhen und Tiefen. Wer schon mal durch ein richtiges Tief gegangen ist, der kommt da auch ganz schnell wieder raus.“

Max Hauser: Niemals von einem Tief sprechen

„Also ich versuche es tunlichst zu vermeiden, von einem Tief zu reden, nur weil ein Spieler mal kein Tor schießt. Denn das ist alles ein psychisches Konstrukt und führt zu einer Negativspirale. Diese Spirale muss man aufbrechen und nicht verstärken. Dabei hilft es, wie Ernst eingangs bereits erwähnt hat, den Sportler an seine Erfolge zu erinnern. Wie war das damals, als du Verein XY alleine vom Feld geschossen hast? Erinnerst du dich daran? Wie hat sich das angefühlt? Wie war der „Geruch“? Schwupps: Schon hat der Sportler vergessen, dass er keine Tore mehr schießen kann.“

Ralph Junge: Vertrauen ist das A und O

Wurftraining im Basketball mit Ralph Junge
Bei Ralph Junge sind Fehler erlaubt, aber man sollte zusammen mit den Sportlern an ihnen arbeiten.

Bei Ralph Junge sind Fehler erlaubt, aber man sollte zusammen mit den Sportlern an ihnen arbeiten.

„Es geht am Ende doch immer um Vertrauen. Ein Sportler ist dann erfolgreich, wenn er Vertrauen in seine Taten hat. Wer Angst vor Fehlern hat, wird auch welche machen und das nagt dann natürlich an der Motivation. Sollte ein technischer Fehler das Problem sein, muss man daran arbeiten. Dazu kann der Trainer auch mit Motivationstricks arbeiten, indem er den Sportler beispielsweise in die Startformation beruft, obwohl er gerade keinen guten Lauf hat. Das kann helfen, um wieder Selbstvertrauen zu gewinnen.“

Manuel Baum: Grübeln hemmt die Erfolgschancen

„Das ist eine Möglichkeit, aber bei fehlender Motivation gibt es natürlich keine Pauschallösung. Ich bin deshalb ein großer Fan von Sportpsychologie, denn man sollte professionell mit dem Problem umgehen. Nehmen wir als Beispiel einen Stürmer, der nicht trifft und lange über seine Fehlpässe grübelt. Hier kann man beispielsweise mit der Stopp-Regel entgegenwirken. Dem Spieler muss klar werden, dass er an dem Fehlschuss im Nachhinein nichts mehr ändern kann und sich auf die nächsten Schüsse konzentrieren soll. Allerdings gibt es keinen Masterplan, der bei jedem Spieler funktioniert. Deshalb: Individuell an die Sache rangehen und möglichst mit professioneller Unterstützung.“

„Der Nächste sitzt!“ Fehlschüsse schnell abhaken lautet die Devise von Manuel Baum.

Stefan Kohfahl: Mentaltrainer im Team sind ein Zeichen der Professionalität

„Ja und das ist ja heutzutage auch gang und gäbe. Gerade im Bereich der Motivation wird der mentale Bereich immer wichtiger. Ein Mentaltrainer im Team ist inzwischen kein Zeichen von Schwäche, sondern mehr ein Zeichen der Professionalität. Die Ansätze einer psychologischen Unterstützung sind je nach Sportart vielfältig. Beim Fußballspielen kennen wir alle den Kreis zum Einschwören – hier müssen die letzten Worte die Spieler vor allem „abholen“, sie heiß machen. Ein Sportschütze braucht dagegen mehr Ruhe und weniger Puls.“

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