3-gegen-3 Minifussball - Der neue Kinderfußball ist ein Umkehrspiel
Der Kinderfußball verändert sich. Blöd, sagen die einen. Gut, sagen die anderen. Ich gehöre zur zweiten Gruppe, denn die bisherigen Wett-Spielformate sind mir schon lange ein Dorn im Auge. Wer sich ein Spiel im 7 gegen 7 anschaut, der wird in den allermeisten Fällen feststellen: Zwei bis drei Kinder dominieren das Spiel, der Rest läuft im wahrsten Sinne des Wortes mit oder ist gar nicht erst beteiligt. Die Folge ist u. a. ein hoher Dropout, da die Jungen und Mädchen so die Lust am Fußballsport verlieren.
In meiner Funktion als Sportlicher Berater bei Borussia Münster haben wir daher bereits 2016 interne FUNino-Spielrunden eingeführt. Acht Jahre später, 2024, soll der 3-gegen-3-Minifußball dann auch endlich bundesweit flächendeckend verpflichtend gespielt werden. Unsere Kicker im Klub werden dann mit den neuen Spielformen schon lange vertraut sein. Für mich ist ein 3 gegen 3 auf 4 Minitore der bestmögliche Ausschnitt eines Wettspiels: Denn das Spiel ist schnell, facettenreich und bietet alles, was später im großen Fußball gefordert ist. Zweikämpfe, Dribblings, Pässe, Torschüsse und vor allem – Umschaltphasen!
Dass der Fußball in nahezu allen Altes- und Leistungsklassen in den letzten Jahren deutlich schneller geworden ist, liegt vor allem daran, dass die Spielphasen des Ballbesitzwechsels mehr und mehr in den Fokus rückten. Vor diesem Paradigmenwechsel verbrachten die Trainer die meiste Zeit der Trainingsarbeit damit, Maßnahmen mit und gegen den Ball zu entwickeln. Diese erreichten allerdings irgendwann ein derart hohes Niveau, dass neue Ideen erforderlich wurden, um wieder erfolgreich angreifen bzw. verteidigen zu können.
Das schnelle Umschalten bei Ballbesitzwechsel hat also noch eine recht junge Entwicklung hinter sich. Dennoch hat es sich sofort, nachdem einige Mannschaften es bei sich eingeführt hatten und Erfolge feierten, im Spitzenfußball etabliert. Das schnelle Umschalten ist also im Grunde auch ein ‘schneller’ Trend, der kaum Anlaufzeit benötigte, um sich in allen Alters- und Leistungsklassen „Gehör“ zu verschaffen.
Apropos Gehör: „Umschalten!“ ist vielleicht der Ruf, den die Spieler am häufigsten von ihrem Trainer an der Seitenlinie hören. Das verwundert nicht, schließlich wechselt der Ballbesitz innerhalb eines Spiels gleich mehrere hundert Male. Oftmals ist er ein eher bedeutungsloser Prozess, beispielsweise, wenn der Ball in einer Zone gewonnen oder verloren wird, die keine unmittelbare Torgefahr darstellt. Anders sieht es hingegen aus, wenn ein vielversprechender Konter eingeleitet werden kann.
Kriterien des schnellen Umschaltens
Es gibt einige Kriterien des Umschaltens, die bestimmen, wie offensives bzw. defensives Verhalten nach einem Ballbesitzwechsel idealtypisch auszusehen hat:
Innerhalb von Sekundenbruchteilen müssen Spieler bzw. ganze Spielergruppen also erkennen, welches taktische Mittel am sinnvollsten ist, um das eigene Tor zu sichern bzw. das des Gegners zu attackieren. Lässt sich die Mannschaft trichterförmig zurückfallen, um schnell Kompaktheit wiederzugewinnen? Oder geht sie ins Gegenpressing, weil sie viele Spieler in Ballnähe hat und zum eigenen Tor noch eine große Distanz überbrückt werden müsste? Das gleiche Zeitfenster für ihre Überlegungen haben die Balleroberer: Macht es Sinn, einen überfallartigen Konter zu initiieren, da der Gegner unsortiert steht und große Räume zum Bespielen offen lässt? Oder verspricht der schnelle Gegenangriff keinen Erfolg und die Ballsicherung hat zunächst Priorität?
Blitzschnell richtig zu entscheiden ist also durchaus eine hohe Kunst. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Trainingsarbeit, denn Ballbesitz-Wechselphasen so in Spielformen zu integrieren, dass sie nicht wie am Reißbrett entstanden wirken, stellt für jeden Trainer eine große Herausforderung dar.
Was heißt das für den Nachwuchsfußball?
Aber zurück zum Kinderfußball: Die Kriterien des schnellen Umschaltens von eben, spielen im Minifußball natürlich noch keine Rolle. Aber: Sie führen die jungen Talente praktisch nebenbei dahin, dass sie deren taktische Prinzipien später schneller erlernen können. Das nach vorne Verteidigen ist im FUNino-3-gegen-3 also gewissermaßen in die DNA übergegangen. Das kleine Spielfeld und die kleinen Teamgrößen sorgen dafür, dass es sich für Kinder offensichtlich lohnt, das Spielgerät früh zurückzugewinnen. Denn wer das Leder schnell wieder für sich gewinnt, steht aufgrund der Nähe zu den beiden gegnerischen Toren schon fast vor dem sicheren Torerfolg. Andersherum würde ein Rückzug nach Ballverlust gleiches für den Gegner bedeuten: Er hätte keinen Druck auf den Ball und kann sogar noch zwischen zwei Toren oder einem Abspiel zu einem der beiden Mitspieler wählen.
Ihr merkt: Der Beitrag ist ein Plädoyer für das Fußballspielen in kleinen Teams und auf kleinen Feldern. Mir persönlich ist auch ganz wichtig, dass 3 gegen 3 und eben nicht 4 gegen 4 gespielt wird. Denn nur so bewegen sich die Spieler wirklich frei über das Feld, müssen stetig ihre Position dem Spielgeschehen anpassen und wagen etwas mit dem Ball. Bei einem 4 gegen 4 käme es zu einer recht deutlichen Positionszuweisung und damit Gegenspielerzuordnung (in den meisten Fällen 2 Angreifer, 2 Verteidiger), was dem Spieltrieb und vor allem der Spielkreativität nicht förderlich wäre.
Glücklich können sich die Nachwuchstrainer also mit diesen Voraussetzungen schätzen, denn sie müssen ihre Spieler erst einmal nicht taktisch, sondern nur im Kopf fit für diese Situation machen: Nicht abschalten, sondern umschalten, lautet hier das Motto. Da Kinder und Jugendliche voller Bewegungsdrang stecken, lassen sich die Wahrnehmungs- und Entscheidungsvorgänge für das Spiel nach einem Ballgewinn oder -verlust gerade in 3-gegen-3-Spielen immer mit Spaß und Begeisterung trainieren.
4 Spielformen im 3 gegen 3
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1. Übung - Der Klassiker: 3 gegen 3 auf 4 Tore
Tore können erzielt werden, indem aus der gegnerischen Endzone heraus geschossen wird. Ausbälle eindribbeln oder einpassen. Teams dürfen größer als 3 sein, dann nach jedem Treffer in vorher festgelegter Reihenfolge wechseln. Führt ein Team mit 3 oder mehr Toren, darf in dem Fall der unterlegene Gegner mit einem vierten Mann auffüllen. Der verlässt das Feld aber wieder, wenn der Abstand geringer als drei ist.
2. Übung - Diagonales 3 gegen 3
Wie zuvor, nur jetzt spielen die Teams auf diagonale Tore. Die Zieltore sind mit Hütchen oder Leibchen in der jeweiligen Teamfarbe gekennzeichnet. Die Spieler müssen sich nun noch mehr orientieren, Kreativität ist gefragt, da die Spielfortsetzung im Rücken auch stets eine Option ist. Daher auch höheres Anspruchsdenken an die Verteidiger.
Gleich gehts weiter...
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Autor: Marc Kuhlman