Wie schlägt man einen tiefen Block?

Von einem Verteidigen im tiefen Block sprechen wir, wenn der Mannschaftsverbund des Teams ohne Ball sehr weit in der eigenen Hälfte agiert – oftmals befindet sich die letzte Linie nur wenige Meter vor der Strafraumkante. Das Verteidigen im tiefen Block ist auch als Abwehrpressing bekannt. Jedoch ist der Begriff „Pressing“ in diesem Zusammenhang nur sehr bedingt zutreffend. Das Verteidigungsverhalten ist eher reaktiv – eine Balleroberung wird weniger durch ein aktives Aufbauen von Druck herbeigeführt. Vielmehr entstehen die Möglichkeiten für einen Ballgewinn durch den gegnerischen Ballvortrag.

Bei einem Mittelfeld- oder Angriffspressing wird dagegen viel aktiver Druck auf den Ball erzeugt, wodurch der Gegner zu Handlungen gezwungen wird. Dafür geht das aktive Druck ausüben, aber auch mit einer geringen Kompaktheit und mehr Tiefe einher.

Das Spiel gegen einen tiefen Block

Bei einem tiefen Block ist der Mannschaftsverbund durchgehend sehr kompakt und der Raum im Rücken der Abwehr nur sehr kurz. Folglich besteht die Herausforderung im Spiel gegen einen tiefstehenden Gegner weniger im Finden von Lösungen gegen Druck. Vielmehr gilt es Lösungen zu finden, um die kompakten Räume zu öffnen und zu bespielen.

Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigen wir dir in diesem Beitrag. Dafür haben wir dir 2 konkrete Beispiele vorbereitet. In unserem ersten Beispiel zeigen wir dir Lösungswege gegen ein 5-3-2 – eine Formation, bei welcher die Feldmitte besonders kompakt ist. Anschließend stellen wir dir eine Strategie gegen ein 4-5-1 vor – eine Formation, bei welcher der Raum zwischen den letzten Linien nur schwer zu bespielen ist.

Wie schlägt man einen tiefen Block im 5-3-2?

Gegen das 5-3-2 im tiefen Block wählen wir eine 3-1-2-4-Ballbesitzstruktur. Durch den Aufbau mit 3 Innenverteidigern & 1 Sechser ergeben sich günstige Passlinien gegen die beiden Angreifer des 5-3-2.

Abbildung 2

Abbildung 1

Lösungsoptionen in der ersten Ebene

Abbildung 3

Agieren die beiden Spitzen des Gegners enger und schließen damit den Passweg auf unseren Sechser, erleichtert dies ein Ausspielen der Überzahl in der 1. Ebene. Die Halbraumverteidiger können ins Mittelfeld andribbeln & einen Gegenspieler aus der nächsten Ebene binden. Dadurch wird in der Folge das Herstellen einer 2-gegen-1-Überzahl gegen den gegnerischen Flügelverteidiger begünstigt.

Abbildung 4

Halten die gegnerischen Stürmer eine breitere Positionierung, wird das Ausspielen der Überzahl in der ersten Ebene erschwert. Dafür ist der Passweg auf den Sechser geöffnet. Der zentrale Mittelfeldspieler des Gegners wird gezwungen, eine höhere Positionierung einzunehmen, um ein Aufdrehen des Sechsers unterbinden zu können. Dieser Effekt wird durch eine besonders flache Positionierung des Sechsers verstärkt. Das Vorrücken des gegnerischen Mittelfeldspielers erleichtert das Durchspielen der Schnittstellen in der mittleren Linie.

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Halbraumverteidiger binden & Schnittstellen attackieren

Die Zielspieler im Rücken der Schnittstellen der mittleren Linie sind die beiden Zehner. Damit diese zwischen den Linien aufdrehen können, werden die gegnerischen Halbraumverteidiger blockiert. Dafür positionieren sich die beiden Spitzen grundlegend vor den Halbraumverteidigern – dadurch können die Verteidiger nicht nach vorne verteidigen. Somit kann das Spiel mit einem offenen Fuß vor der Abwehr in einer 6-gegen-5-Überzahl fortgesetzt werden.

Abbildung 5

Agieren die gegnerischen Mittelfeldspieler kompakter, um die Schnittstellen eng zu halten, können die Zehner im Halbraum angespielt werden. Die Spieler auf der letzten Linie sind gebunden und es kann ein 3-gegen-2 bzw. 2-gegen-1 ausgespielt werden.

Abbildung 6

Andribbeln, Binden & Überzahlsituation bespielen

Abbildung 7

Das Herstellen & Ausspielen einer 3-gegen-2- oder 2-gegen-1-Überzahl wird auch durch ein Ausnutzen der Überzahl in der ersten Ebene begünstigt. Wenn die Halbraumverteidiger ins Mittelfeld geraten, werden die äußeren Gegenspieler in der mittleren Linie gebunden. Wird der Ball dann in die nächste Ebene gespielt, kann der gegnerische Mittelfeldspieler die Unterzahl nicht direkt ausgleichen.

Die Überzahl ausspielen

Konnte der Ball in das 3-gegen-2 gespielt werden, muss die Überzahl zügig ausgespielt werden, da sie sonst wieder ausgeglichen wird. Hier sind einige Lösungsansätze, wie der numerische Vorteil ausgenutzt werden kann:

Optionen nach einem Pass in die Breite

  • Vorder- oder Hinterlaufen des Zehners (Abbildung 8)
  • Ein Doppelpass in die Tiefe im Zusammenspiel mit dem Zehner (Abbildung 9)

Abbildung 9

Abbildung 8

Optionen nach einem Pass auf den Zehner

Abbildung 10

  • Binden des Flügelverteidigers und freispielen des Außenstürmers

Überzahl gegen die letzte Linie

Abbildung 11

Die 3-1-2-4-Ballbesitzstruktur sorgt nicht nur für eine 3-gegen-2- bzw. 2-gegen-1-Überzahl in der Breite, sondern auch für eine Überzahl im Rücken der mittleren Linie des Gegners. Die gegnerische Fünferkette hat es mit 6 Gegenspielern zu tun.

Abbildung 12

Diese Überzahl kann die letzte Linie des Gegners immer wieder vor Konflikte stellen. Entsteht kurzzeitig ein 3 gegen 2 auf einer Seite, kann der zentrale Innenverteidiger diesen numerischen Nachteil ausgleichen. Jedoch führt dies wiederum zu einer Überzahl auf der Gegenseite und einem Durschsichern der ballfernen Verteidiger, wodurch ein großer Freiraum auf der Gegenseite entsteht. Der Freiraum kann für eine weiträumige Verlagerung genutzt werden.

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Autor: Luis Österlein

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