Ballbesitz, Ballkontrolle & das Spiel auf den 2. Ball

Hinsichtlich des Ballbesitzes gibt es in der Theorie 2 mögliche Szenarien – entweder Team A oder Team B ist am Ball. Jedoch muss Ballbesitz nicht gleich Ballkontrolle bedeuten. Im Fußball kommt es immer wieder zu Situationen, bei welchen kein Team so wirklich die Kontrolle über das Spielgerät hat. Kommt es beispielsweise zu einem langen Ball und in der Folge zu einem unkontrollierten Defensivkopfball, ist oftmals unklar, welches Team den Ball für sich behaupten kann.

Theoretisch würde mit dem Kopfball trotzdem eine Umschaltsituation beginnen, wenn es in der Spielbetrachtung nur die beiden Zustände Ballbesitz Team A und B gibt. In der Praxis würde jedoch niemand von einer Umschaltsituation sprechen - zumindest nicht so lange, bis das verteidigende Team tatsächliche Kontrolle über den Ball hat. Stattdessen würde man von einem 2. Ball sprechen.

Ballbesitz ist keine Ballkontrolle

Die Betrachtungsweiße Ballbesitz Team A oder B ist folglich nicht geeignet, um 2. Bälle von Umschaltsituationen abgrenzen und klar definieren zu können. Um dies zu ermöglichen, bedarf es einer alternativen Betrachtungsweiße des Ballbesitzes.

Dafür definieren wir ein Modell mit 2 statt 3 Zuständen. Statt von Ballbesitz verwenden wir den Begriff Ballkontrolle. Wie die Bezeichnung bereits verrät, setzt dieser Zustand auch eine tatsächliche Kontrolle über den Ball voraus. Ein unkontrollierter Defensivkopfball oder ein geblockter Schuss stellen noch keine Kontrolle über den Ball her. Hat keines der beiden Teams die Kontrolle über den Ball, sprechen wir von dem Zustand „keine Kontrolle“. Somit ergeben sich 3 Spielzustände:

  • Ballkontrolle Team A
  • Ballkontrolle Team B
  • Keine Kontrolle

Umschaltsituation oder 2. Ball?

Mithilfe dieser 3 Spielzuständen können wir Umschaltsituationen und 2. Bälle jetzt klar voneinander abgrenzen. Außerdem ermöglicht uns die neue Ballbesitzbetrachtung eine klare Definition des Begriffs „2.Ball“. Dafür betrachten wir die möglichen Szenarien, welche sich aus den 3 Zuständen ergeben:

  • Umschaltsituation: Ballkontrolle A -> Ballkontrolle B
  • 2.Ball: Ballkontrolle A -> keine Kontrolle 

Kommt es zu einem 2. Ball, müssen die Teams erstmal um die Ballkontrolle kämpfen. Abhängig davon welches Team die Kontrolle über den Ball herstellen kann, ergeben sich folgende Spielzustände:

  • Ballbehauptung nach 2. Ball: Ballkontrolle A -> keine Kontrolle -> Ballkontrolle A
  • Umschaltsituation: Ballkontrolle A -> keine Kontrolle -> Ballkontrolle B

Definition 2.Ball: 

Von einem 2. Ball wird gesprochen, wenn ein Team die Ballkontrolle verliert und das Spiel in einen Zustand übergeht, bei welchem kein Team die Kontrolle über den Ball hat – beispielsweiße in der Folge eines Luftzweikampfes oder eines geblockten Torschusses. Wechselt die Ballkontrolle nach einer unkontrollierten Situation, entsteht eine Umschaltsituation.

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Das Spiel auf den 2.Ball

In jedem Spiel kommt es regelmäßig zu Situationen ohne Ballkontrolle eines Teams und damit zu 2. Bällen. Es sind unvermeidbare Situationen. Einige Teams nehmen 2. Bälle sogar bewusst in Kauf. Es mag zunächst abwegig klingen Ballkontrolle bewusst aufzugeben oder zumindest ein hohes Risiko einzugehen, diese zu verlieren. Jedoch kann das gezielte Spiel auf den 2. Ball dafür andere Vorteile bieten – beispielsweiße ein großer Raumgewinn oder das Erzwingen von umschaltähnlichen Situationen. Zusätzlich können die Rahmenbedingungen beim Spiel beim gezielten Spiel auf den 2. Ball so gestaltet werden, dass die Chancen auf eine anschließende Balleroberung erhöht sind – häufig mit Hilfe von Überladungen. 

Schauen wir uns hierfür 3 Beispiele an, wie das gezielte Spiel auf den 2. Ball aussehen kann

#1 Langer Ball auf Zielspieler mit Überladung

Bei unserem ersten Beispiel für das gezielte Spiel auf den 2. Ball gibt es einen klaren Zielspieler – ein großer & kopfballstarker Angreifer. In der Nähe des Zielspielers wird der Raum überladen und eine enge Staffelung hergestellt. 

Im Spielaufbau wir der Zielspieler dann mit einem langen Ball gesucht. Das primäre Ziel des Flugballs auf den Angreifer ist eine Verlängerung in die Tiefe oder eine kontrollierte Ablage auf einen Mitspieler. 

Abbildung 1

Abbildung 1

Kommt es nach dem langen Ball zu einer unkontrollierten Situation nach einem Luftzweikampf, bietet die Überladung gute Bedingungen für eine Eroberung des 2. Balles in einer zentralen Position in der Nähe der letzten Kette. Zusätzlich können durch die Reaktion auf den Flugball Freiräume entstehen – beispielsweiße in der letzten Kette oder in Räumen abseits des Zielspielers.

Abbildung 2

Abbildung 2

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Autor: Luis Österlein

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