Von der Theorie auf den Platz: Trainingseinheiten mit neuen Spielformen gestalten

Stell dir vor, du betrittst einen Fußballplatz voller Kinder. Überall sprudelt es vor Energie: Ein Junge dribbelt den Ball so schnell, dass er sich beinahe selbst überholt, während ein anderes Kind jubelnd den Ball ins Netz schießt – zum zehnten Mal in Folge. Auf einem anderen Feld verteidigen fünf kleine Wirbelwinde mit aller Leidenschaft ihr Tor, ohne zu wissen, wer gerade Verteidiger oder Stürmer ist. Chaos? Vielleicht. Aber genau dieses lebendige Chaos ist es, was den Kinderfußball ausmacht.

Im Kinderfußball steht der Spaß am Spiel an erster Stelle – und mit ihm die Förderung grundlegender Fähigkeiten. Jede Trainingseinheit sollte deshalb auf den fünf zentralen Bausteinen aufbauen: Koordination, Dribbeln, Passen und Mitnahme (ab der U8), Torschuss sowie freien Fußballspielen. Dieses System ist nicht nur kinderfreundlich und motivierend, sondern auch eine effektive Methode, um junge Spieler ganzheitlich zu entwickeln.

Ein Training, das auf diesen Bausteinen basiert, legt den Fokus auf die Essenz des Fußballs. Kinder lieben es, Tore zu schießen und Gegentore zu verhindern. Hier sollte auch der Schwerpunkt liegen. Komplexe taktische Vorgaben oder ein striktes Positionsspiel sind hingegen für diese Altersgruppe nicht geeignet. Solche Elemente lenken von der Spielfreude ab und hemmen die natürliche Entwicklung. Viel sinnvoller ist es, die Kinder spielerisch an das gemeinsame Angreifen und Verteidigen heranzuführen.

Das häufig geübte „Positionsspiel“ findet in kleinen Spielformen ebenfalls keinen Platz. Es schränkt die Flexibilität und Kreativität der Kinder ein. Stattdessen sollten sie lernen, sich frei zu bewegen, Entscheidungen zu treffen und durch eigene Erfahrungen besser zu werden. Dasselbe gilt für das Torwartspiel: Spezielle Techniken wie das Hechten oder Fangübungen sind in jungen Jahren häufig überfordernd. Viel wichtiger ist es, dass angehende Torhüter den Ball am Fuß beherrschen und das Spiel eröffnen können.

Gerade bei den Bambini, den jüngsten Fußballern, spielt auch das Passspiel noch keine Rolle. Viele Kinder in diesem Alter sind motorisch noch nicht in der Lage, den Fuß bewusst nach außen zu drehen und mit der Innenseite zu passen. Ihre Wahrnehmung ist stark eingeschränkt, wodurch sie oft gar nicht erkennen, wann und wohin sie passen könnten. Stattdessen sollten sie ermutigt werden, mit dem Ball zu dribbeln und kreative Lösungen zu finden.

Über viele Jahre dominierte das sogenannte Schwerpunktsystem die Trainingsgestaltung im Kinderfußball. Dabei wurde über mehrere Wochen ein bestimmtes Thema – beispielsweise Dribbeln oder Passen – intensiv trainiert. Jede Übung und Spielform innerhalb einer Einheit drehte sich ausschließlich um diesen Schwerpunkt. Doch dieses System hat entscheidende Nachteile: Trainer brauchen einen hohen Planungsaufwand. Oft füllen sie ihre Einheiten mit vielen isolierten Übungen. So betonen sie den technischen oder koordinativen Schwerpunkt. Dabei geht meist die Dynamik und der Spielspaß verloren.

Das Bausteinsystem bietet eine effektive und unkomplizierte Alternative. Durch die klare Struktur werden Trainingseinheiten nicht nur abwechslungsreicher, sondern auch kindgerechter. Jede Einheit enthält Elemente aus mehreren Bausteinen, sodass die Spieler ganzheitlich gefördert werden. Für die Bambini wird der Baustein „Passen" einfach weggelassen, da er in diesem Alter noch keine Rolle spielt. Dies reduziert den Planungsaufwand und sorgt dafür, dass die Kinder alle wichtigen Inhalte spielerisch und ohne Überforderung erleben.

Mit dem Bausteinsystem lässt sich das Training leicht an die Bedürfnisse und das Können der Kinder anpassen. Statt monotones Üben von Einzeltechniken steht die Freude am Fußball im Mittelpunkt. Im nächsten Abschnitt zeigen wir dir, wie du Trainingseinheiten mit diesem System praktisch umsetzen kannst und welche Spielformen sich dafür besonders gut eignen.

Bausteinsystem für Trainingseinheiten im Kinderfußball

Mehr Spielformen, mehr Freude: Training mit System

Kinderfußball lebt von Spaß und Spielfreude. Dennoch nimmt das Abschlussspiel am Ende eines Trainings oft nur einen kurzen Teil der Einheit ein. Meist dauert es etwa 20 Minuten. Kein Wunder, dass Kinder immer wieder fragen: „Trainer, wann spielen wir? Wann spielen wir endlich Fußball?" Diese Frage zeigt deutlich, wonach sie sich sehnen: mehr Zeit am Ball, mehr echte Spielsituationen.

Um dem gerecht zu werden, sollten Trainer den „Straßenfußball" zurück in den Verein holen. Durch gesellschaftliche Veränderungen ist das freie Spielen auf Bolzplätzen oder in Hinterhöfen fast verschwunden. Dabei bieten Spielformen nicht nur Spaß, sondern sind auch ein ideales Werkzeug, um Techniken und Bewegungsabläufe praxisnah zu trainieren. Gleichzeitig lässt sich die Spielzeit im Training deutlich erhöhen.

Das Spielen-Üben-Spielen-Prinzip

Eine effektive Methode, um mehr Spielformen ins Training einzubauen, ist das Spielen-Üben-Spielen-Prinzip. Hierbei plant der Trainer die Einheit so, dass sich Spielformen und spezifische Übungen abwechseln. Dadurch werden alle Bausteine des Trainings abgedeckt, während die Spielzeit auf mindestens 50 Prozent erhöht wird.

Dieses Prinzip ermöglicht zahlreiche Variationen und ist dadurch abwechslungsreich, spannend und motivierend. Zum Beispiel können Spielformen wie 4-gegen-4 mit gezielten Aufgaben wie „nur Direktspiel erlaubt" kombiniert werden. Nach einer kurzen Übung zur Ballkontrolle oder zum Passspiel geht es wieder in eine Spielform zurück. Der ständige Wechsel zwischen freiem Spiel und gezielten Übungen hält die Kinder bei Laune und fördert ihre Entwicklung.

Das Spielen-Spielen-Spielen-Prinzip

Für noch mehr Spielzeit bietet sich das Spielen-Spielen-Spielen-Prinzip an. Hier wird die gesamte Trainingseinheit ausschließlich mit Spielformen gestaltet. Jeder einzelne Trainingsbaustein – ob Technik, Taktik oder Kondition – wird durch Aufbau, Aufgabenstellung und Provokationsregeln direkt im Spiel integriert.

Ein Beispiel: Statt isolierte Dribbelübungen durchzuführen, kann der Trainer ein 3-gegen-3-Spiel mit der Vorgabe gestalten, dass Tore nur nach einem erfolgreichen Dribbling zählen. Die Kinder üben das Dribbling automatisch im Kontext des Spiels – unter realistischem Gegnerdruck und mit hoher Motivation. Durch dieses Prinzip erreicht die Nettospielzeit 100 Prozent. Die Spieler decken alle Trainingsinhalte durch die Dynamik und den Wettbewerb im Spiel ab..

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Spielformen und Bausteinsystem: Spielen-Üben-Spielen trifft Spielen-Spielen-Spielen

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