Kinder- und Jugendfußball – Taktik mit Tiefgang

Vor ein paar Monaten war ich bei einem Fußball-Podcast zu Gast. Dort sprach ich über das Thema, dass Kinder und Jugendliche im Kontext von Nachwuchsleistungszentren nicht nur als „Konsumenten“, sondern auch als Gestalter gesehen werden sollten – auch abseits des Rasens.

Meine Intention hinter dem Thema war klar: Ich bin der festen Überzeugung, dass wir im Kinder- und Jugendfußball nicht nur Fußballer, sondern auch Menschen entwickeln sollten. Es geht um die optimale Vorbereitung auf das Leben auf und neben dem Rasen.

  • Wir tragen als Kinder- und Jugendtrainer eine große soziale Verantwortung – wir sind wichtige Bezugspersonen von vielen Heranwachsenden

Damit Kinder und Jugendliche Kompetenzen fürs Leben erwerben, stelle ich im Podcast unter anderem das Konzept „Peer-Leadership“ vor – dabei übernehmen Kinder und Jugendliche Führungsverantwortung in ausgewählten Aufgabenbereichen oder für bestimmte Spielergruppen.

Übrigens habe ich für 1x1SPORT einen Artikel zum Thema „Peer-Leadership“ geschrieben – schau gerne mal rein, wenn du Anführer, Strategen und Integrationsspieler entwickeln möchtest: Peer-Leadership: So bildest du Führungsspieler aus - 1x1SPORT

Ausbildung ganzheitlich denken

In dem Podcast kam dann die Frage auf, ob der Fokus auf das „Wesentliche“, die fußballerische Entwicklung, nicht verloren geht. Nachvollziehbare Frage. Jedoch führt die Unterteilung in unterschiedliche Entwicklungsschwerpunkte wie Taktik, Technik, Mentalität und Athletik dazu, dass wir eine ganzheitliche Perspektive auf Ausbildung verlieren.

Das zeigt sich besonders in taktischen Aspekten. Meine Empfehlungen auf YouTube quellen über mit Titeln wie:

„How Spain‘s Tactic BROKE Football!“

oder 

Real Madrid’s Masterplan—Leaked!

In den Videos wird dann genau erklärt, wie die Coaches ihre Spieler wie Schachfiguren übers Feld ziehen und dadurch Spiele gewinnen. Diese Betrachtung in den Videos ist meistens eindimensional. Sie übersehen die individuellen Besonderheiten und die Entscheidungskompetenz der Spieler deutlich.

Das ist ein Problem!

Die Taktik-Nerds sehen nur den „Master-Plan“ und vergessen dabei zwei entscheidende Punkte:

  • Fußball ist kein Schach. Ein guter Plan ist nichts starres und alle Entscheidungen sind bereits von außen getroffen worden. Diese „genialen“ Strategien sind in Wirklichkeit ein Handlungsrahmen. Sie helfen den Spielern, sinnvolle und abgestimmte Entscheidungen zu treffen.
  • Der „Plan“ wird nicht von Robotern, sondern von Menschen mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten umgesetzt – das beeinflusst auch das Handeln auf dem Platz. Der Fußballer lässt sich nicht losgelöst vom Menschen betrachten.

Was bedeutet das für die Taktik?

Das bedeutet, dass wir Taktik ganzheitlicher denken müssen. Es genügt nicht, Taktik und Strategie nur in Form von Bewegungsmustern auf einem Koordinatensystem zu betrachten. Wir müssen auch die mentalen Anforderungen ins Visier nehmen. Was erfordert unser taktisch-strategisches Handeln?:

  • Resilienz? 
  • Mut? 
  • Verantwortungsbewusstsein?
  • Selbstvertrauen? 
  • Frustrationstoleranz? 
  • Die Fähigkeit, unter Druck die Ruhe zu bewahren? 
  • Zusammenhalt?

Und um zur Podcast-Frage „Verlieren wir nicht den Fokus auf das Wesentliche – die fußballerische Ausbildung?“ zurückzukommen:  Nein, denn genau aufgrund dieser vielschichtigen Anforderungen, die die Umsetzung einer Spielidee an unsere Spieler stellt, ist die Ausbildung von Kompetenzen fürs Leben keine Zeitverschwendung für die fußballerische Ausbildung. Sie kann ein elementarer Teil davon sein!

Wenn wir uns dessen bewusst werden, können wir Fußballer und Mensch simultan ausbilden. Stelle dir dafür folgende Fragen:

Schnittmenge von Fußballausbildung und Lebensvorbereitung

In dieser Schnittmenge können wir Fußballausbildung und Lebensvorbereitung verbinden. Eine Lektion auf dem Platz wird zur Lektion fürs Leben. Wir haben als Trainer die Möglichkeit, unserer fußballerischen Arbeit einen tiefgreifenderen Sinn zu geben.

Beispiele gefällig?

#1 Umschalt-Mentalität

Ein Ballverlust ist ein Rückschlag. Das Ziel, ein Tor zu erzielen, rückt in die Ferne. Im echten Leben gibt es auch immer wieder kleine und größere Rückschläge – schlechte Noten, Trennung, Jobverlust. Es erfordert in beiden Bereichen Resilienz, jetzt den Kopf nicht hängen zu lassen. Sie ist Voraussetzung, um in der Schule trotzdem dranzubleiben, sich aktiv um einen neuen Job zu kümmern und auch um ins Gegenpressing zu gehen. Wenn du mehr über die Entwicklung einer Umschalt-Mentalität erfahren willst, lies mein Beitrag dazu: So bleiben deine Spieler nach Ballverlusten im Spiel! - 1x1SPORT

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Autor: Luis Österlein

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