Stellen Sie sich vor, Sie übernehmen als erfolgreicher Sportler, jedoch unerfahrener Trainer eine Mannschaft, die nach zahlreichen Niederlagen nicht absteigen darf – mit Ihrer Hilfe. Sie zögern nicht lange und nehmen die Stelle an. Doch nach einer kurzen Phase der Euphorie machen Sie sich die ersten Gedanken: Wie werden Sie Erfolge erzielen? Wie halten Sie eine inspirierende Ansprache vor dem Team? Wie sollen Sie es motivieren? Wie verschaffen Sie sich Respekt? Diese Fragen stellen Sie sich zurecht.
Ein Trainer muss Entscheidungen treffen und Ziele vorgeben!
Klingt dramatisch – ist es aber gar nicht. Es handelt sich schließlich um ganz normale Führungsaufgaben.
Sie stehen also das erste Mal vor der Mannschaft. Hier kommt es darauf an, ob Sie bei einem neuen Verein sind, oder an Ihrem altbekannten Verein, wo sie zuvor als Spieler tätig waren. Kennt die Mannschaft Sie noch als Spieler? Hier ist dringend ein „Trainer-Update“ nötig!
Ziele setzen und visualisieren
Für eine erfolgsversprechende erste Ansprache ist es außerdem nötig, dass Sie Ziele in Verbindung mit
– Inhalt
– Ausmaß
– und zeitlichem Bezug
formulieren. Unser Gehirn nimmt alles, was wir sagen, wörtlich. Wenn Sie sich zum Beispiel denken „Heute ist ein wirklich blöder Tag“, wird es Ihnen automatisch schlechter gehen. Die Information, die das Gehirn erhält, leitet es automatisch an das Unterbewusstsein weiter. Deshalb denken Sie sich lieber ganz bewusst: „Heute ist ein toller Tag!“, wenn sie morgens aufstehen.
Außerdem ist unser Gehirn nicht in der Lage, Negationen zu verarbeiten. Hier der Beweis: Denken Sie nun ganz bewusst nicht an ihren letzten Urlaub. Als nächstes denken Sie bitte auch bewusst nicht an Ihren ersten Kuss. Wie Sie selbst bemerken, denken Sie natürlich gerade daran und machen es mir leicht, Ihre Gedanken zu erraten.
Positiv bleiben
Was das alles mit Ihrer Trainerkarriere zu tun hat? Wenn Sie in Ihrer Mannschaftsansprache ebenfalls Negationen verwenden, beispielsweise „Wir wollen nicht absteigen!“ bleibt genau das in deren Gehirnen und auch im Unterbewusstsein hängen – der Abstieg. Deshalb gilt es, Negationen zu vermeiden und die Dinge stattdessen positiv zu formulieren. Aus „Nicht-Abstieg“ wird in diesem Fall „Klassenerhalt“. In einer Tabelle von 18 Mannschaften bedeutet der 15. Platz schon einmal nicht den automatischen Abstieg – und ist deswegen nicht schlecht. Wenn Sie dieses Ziel allerdings noch so knapp verfehlen, werden Sie trotzdem absteigen.
Was sind die Erwartungen?
Deshalb ist ein weiterer Schritt, sich selbst die richtigen Fragen zu stellen: Was trauen Sie sich, Ihrer Mannschaft und Ihrem Trainerstab zu? Möglicherweise sogar einen Platz zwölf? Damit können Sie konkrete Ziele formulieren, die auch in Ihrer Ansprache formulierbar sind.
Betonen Sie außerdem, dass Sie nicht zurückschauen werden, sondern Ihr Blick der Zukunft gilt. Sie sehen Potential im Team – so viel, dass Sie als konkretes Ziel den zwölften Tabellenplatz anstreben. Sie können die Zukunft direkt an den heutigen Tag holen – indem Sie gemeinsam mit Ihrer Mannschaft einen Spielplan malen und überlegen, welche Mannschaften unter den letzten Tabellenplätzen unter Ihnen sein werden. Nicht könnten – sondern werden. Sie werden sehen, dass dieser zwölfte Platz Ihnen ein tolles Gefühl geben wird. Deshalb hängen Sie den Spielplan sowohl in ihr Trainerbüro, als auch in die Mannschaftsumkleide.
Erfolgsrezept?
Was für ein tolles Gefühl wird es für die ganze Mannschaft erst sein, wenn sie sich nach dem letzten Spiel der Saison tatsächlich auf Platz zwölf wiederfindet? Wenn Sie dieses Gefühl mit in Ihrer Ansprache einbringen, werden Sie überrascht sein, welche Erfolge sich damit erzielen lassen.
Nun fragen Sie sich sicher, warum das nicht jeder Trainer so macht, denn dann würde doch niemand mehr absteigen. Darauf habe ich eine simple Antwort: Seien Sie einfach besser, als die anderen.