Ein Team entwickeln – Wie ein Rädchen ins andere greift

Kennst du das Gefühl, wenn in deinem Team im Saisonverlauf ein Rädchen ins andere greift? Das Team in höchsten Maßen kooperiert? Zusammenhält? Schwierigkeiten und Widerstände erfolgreich überwindet? Kein Blatt Papier zwischen Trainer und Mannschaft passt? Das Team tatsächlich mehr ist als die Summe seiner Einzelteile ist? Das Team an sich, wie auch einzelne Spieler über sich hinauswachsen? Irgendwann gefühlt alles wie von selbst läuft? Man als Team, auf und neben dem Feld, fast schon in einem Flow-Zustand ist?

Reise mal in deine Vergangenheit als Spieler und/oder Trainer und überlege, ob du dieses Gefühl schon einmal erlebt hast. Wie war das damals für dich?

Ich bin mir sicher, dass dies ein einprägsames, wundervolles Erlebnis gewesen sein muss und nicht etwa maßgeblich durch Glück und Zufall bedingt, sondern durch eine hochwertige Arbeit aller Beteiligten im Bereich der Teamentwicklung.

In diesem Leitfaden möchte ich dir ein Teamentwicklungsmodell vorstellen, das sich insbesondere in die Saisonvorbereitung bestens integrieren lässt, aber auch Elemente beinhaltet, die im gesamten Saisonverlauf über von Bedeutung sind und im Sinne einer ganzheitlichen Teamentwicklung immer wieder eingebaut werden sollten. Das Modell enthält folgende Elemente, die teilweise auf der Team- und teilweise auf der Individualebene zwischen den Spielern und dir als Trainer ablaufen: 

  • Kennenlern- und Austauschgespräche
  • Explizite Maßnahmen zur Förderung von Teamprozessen
  • Gemeinsame Zielsetzung
  • Identifikation von Teamwerten und -normen
  • Ressourcenorientierte Reflexion

1. Kennenlern- und Austauschgespräche

Vicente del Bosque, ehemaliger Star-Trainer, sagte einst: „Die Hälfte meiner Arbeitszeit verbrachte ich damit, aktiv Gedanken mit meinen Spielern auszutauschen. Mit den Spielern zu kommunizieren ist das Kerngeschäft eines Trainers.“ Norbert Elgert, der seit Jahren in der Schalker Knappenschmiede Jugendspieler zu Stars ausbildet, meint: „In der Vorbereitung führe ich mit jedem Spieler ein Einzelgespräch. Ich möchte genau wissen, wie sie ticken, denken und fühlen.“ Einzelgespräch – ein gutes Stichwort. Meiner Erfahrung nach können mit der Durchführung von Kennenlern- bzw. Austauschgesprächen mit einem jeden Spieler des Kaders mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden:

  • Beziehungs- und Vertrauensaufbau als Grundlage für eine gelungene Zusammenarbeit

Dem Spieler kann ein gutes Gefühl gegeben, Hemmungen und Barrieren abgebaut, dem Spieler gegenüber eine gewisse Augenhöhe symbolisiert und dem Spieler ein ernsthaftes Interesse als Mensch gegenübergebracht werden. 

  • Informationszugewinn für beide Seiten

Ein solches Gespräch kann dazu dienen, ein erstes halbwegs abgerundetes Bild vom Gegenüber zu erhalten im Hinblick auf im Gespräch angesprochene Themen, die dir als Coach dann helfen, zu jedem Spieler die individuelle Tür zu finden, also jeden Spieler individuell passend ansprechen und erreichen zu können.

  • zukünftiges Verhalten auf Basis des Gesprächs besser steuern und auf das Individuum anpassen können

Nur wer sich intensiv mit Menschen, deren Vorgeschichte und Persönlichkeit beschäftigt, kann ihr Verhalten maßgeblich verstehen und einschätzen können und das eigene Verhalten entsprechend steuern, z.B. beim Geben von Feedback und in bestimmten, v.a. kritischen Situationen (z.B. bei Nicht-Berücksichtigungen für die Startelf, Konflikte etc.).

Mögliche Inhalte eines solchen Gesprächs können sein:

  • Biografie
  • Familiensystem
  • Interessen/Hobbys
  • Eigenschaften
  • sportlicher Werdegang
  • soziale Normen/Wertesystem
  • Selbststruktur 
  • Schul- und Wohnsituation
  • Wünsche/Erwartungen für die Saison
  • Ressourcen
  • Trainervorstellungen

Wichtig bei einem solchen Gespräch ist, dass der Fokus auf dem Spieler liegt, der entsprechend deutlich mehr Redezeit erhalten sollte – ihn gilt es für dich als Trainer schließlich bestmöglich zu führen. Überlege dir als Coach daher im Vorfeld, über welche Inhalte, s. oben, du mit deinem Spieler ins Gespräch kommen möchtest und lege dir einige passende Fragen zurecht.

2. Explizite Maßnahmen zur Förderung von Teamprozessen

Teambuilding ist ein fast schon inflationär gebrauchter Begriff im Sport und jeder scheint darunter etwas anderes zu verstehen. Aus meiner Sicht macht es sowohl in der Saisonvorbereitung, als auch im weiteren Saisonverlauf Sinn, mit expliziten Maßnahmen Teamprozesse bewusst zu fördern. Dies kann auf dreierlei unterschiedlichen Wegen ablaufen:

  • Ins Training integrierte Maßnahmen
  • Klassische Teamtreffs
  • Feel-it-moments

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Janosch Daul

Leiter Sportpsychologie im Nachwuchs des Halleschen FC

Literatur:
Alfermann, D. & Stoll, O. (2007). SPORTPSYCHOLOGIE-Ein Lehrbuch in 12 Lektionen (2. Aufl.). Aachen: Meyer & Meyer.
Croos-Müller, C. (2011). Kopf hoch- das kleine Überlebensbuch. Kösel: München.
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