Kindertraining im Fußball – Was gibt es zu beachten?

Im Kinderfußball beginnen Laufbahnen – das gilt jedoch nicht nur für die Kinder selbst, sondern häufig auch für die Trainer. Die ersten Erfahrungen  an der Seitenlinie werden oftmals beim Trainieren von jüngeren Jahrgängen gesammelt. Demnach ist der Kinderfußball ein Startpunkt für Spieler & Trainer - die Einen legen mit dem Fußballspielen im Verein los & die Anderen beginnen mit dem „Beibringen“ des Spiels.

Sowohl Trainer als auch Spieler starten eine neuen Herausforderung, weshalb Unterstützung besonders wichtig ist. Damit deine Spieler bei ihrem Start bestmöglich unterstützt werden, erhältst du eine Unterstützung von uns – und zwar in Form dieses Beitrages. Du bekommst hilfreiches Wissen über Kinder-Fußballtraining, welches auf langjährigen Erfahrungen aber auch auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. Dieses Wissen wird dir nicht nur als Einsteiger, sondern auch als erfahrener Jugendtrainer helfen.

Lernprozesse

Eine wesentliche Voraussetzung für ein erfolgreiches Kindertraining, ist Verständnis darüber wie Kinder lernen. In der Theorie gibt es zwei Möglichkeiten wie Lernprozesse stattfinden können - zum Einen kann das Lernen durch eine bewusste Aufnahme und Speicherung von Informationen erfolgen. Diese Form des Lernens kann beispielsweise in Form von Handlungsanweisungen während des Spiels oder durch Erklärungen an einer Taktiktafel erfolgen. Diese Form des Lernens wird als explizites Lernen bezeichnet.

Zu Anderen kann die Aneignung von Fertigkeiten und Wissen aber auch nebenbei & unbewusst erfolgen. Diese Form des Lernens wird als implizites Lernen bezeichnet und beruht „auf der Erkenntnis, dass wir Menschen lernen können, ohne uns ausdrücklich darum zu bemühen und ohne direkt zu wissen, dass und was wir gerade lernen.“1

Das explizite Lernen erfolgt demnach vorrangig durch das Coaching, während das implizite Lernen durch die Gestaltung der Lernumgebung (Training) erfolgt. Beim impliziten Lernen ist es außerdem erforderlich, dass komplexe Zustände im Training kreiert werden, welche eine Vielzahl an Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten sowie ständig wechselnde Situationen bieten. 

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Implizites oder explizites Lernen im Kindertraining?

Mit dem impliziten & expliziten Lernen haben wir zwei Arten von Lernprozessen kennengelernt. Stellen wir uns der Frage, welche der beiden Lernarten im Kindertraining besser geeignet ist. Dabei fällt die Antwort deutlich aus und hängt mit der Gehirnentwicklung von Kindern zusammen. Der präfrontale Kortex ist ein Teil des Gehirns, welcher Funktionen wie das Planen von Handlungen oder das Abwägen von Risiken erfüllt. Dieser präfrontale Kortex reift erst mit dem 11.-12. Lebensjahr, bildet aber eine wesentliche Voraussetzung für das explizite Lernen.

Hinzu kommt, dass Kinder über reduzierte Wahrnehmungskapazitäten verfügen – sowohl in Hinblick auf den Umfang, als auch die Komplexität. Folglich sind die Möglichkeiten, Lernprozesse über das Coaching (explizites Lernen) zu gestalten, stark reduziert.

Implizites Lernen fördert die Spielintelligenz

Obendrein können die Handlungsanweisungen & Instruktionen auch negative Auswirkung auf implizite Lernprozesse haben. Denn die expliziten Anweisungen schränken die Aufmerksamkeit von Kindern ein. Ein weiter Aufmerksamkeitsfokus ist jedoch wesentlich für ein „entdeckendes“ & implizites Lernen von Spielern.

So konnte „für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren in diversen Studien nachgewiesen werden, dass sich ihre Spielintelligenz – und somit ihr strategisch-taktisches Verständnis – stark entwickelt, wenn sie in sportspielübergreifenden Spielformen ohne Instruktionen üben.“2

Anmerkung:

Auf den Aspekt „sportspielübergreifende Spielformen“ werden wir im Verlauf des Beitrages noch eingehen. Dabei wir die frühe Spezialisierung & breite Bewegungserfahrung miteinander verglichen.

Wie wird das implizite Lernen gestaltet?

Es lässt sich festhalten, dass die Gehirnentwicklung als auch die Studienlage zum Thema Spielintelligenz für einen impliziten Lernansatz beim Kindertraining sprechen. Daraus ergibt sich die Folgefrage, wie dieser Lernansatz umgesetzt werden kann. Wir haben bereits festgestellt, dass komplexe Situationen benötigt werden und der Aufmerksamkeitsfokus nicht eingeschränkt werden sollte, wenn implizit gelernt werden soll.

Komplexität lässt sich hervorragend in Spielformen kreieren, da diese mit einer Vielzahl an Handlungsoptionen und stetig wechselnden Situationen einhergehen. In Übungen wie Passformen haben Spieler dagegen oftmals nur wenige oder gar keinen Entscheidungsoptionen. Dementsprechend gilt im Kindertraining: „Spielen statt üben“. Dabei bieten sich vor allem Spielformen mit kleinen Mannschaftsgrößen an, um für viele Ballaktionen aller Spieler zu sorgen.

Anmerkung:

„Spielen statt üben“ bedeutet nicht, dass Übungsformen komplett aus dem Trainingsplan gestrichen werden müssen. Jedoch sollten Spielformen den größeren Anteil als Übungen ausmachen. Wenn eine Übungsform durchgeführt wird, sollte für mehrere Handlungsoptionen (Voraussetzung für implizites Lernen) gesorgt werden. Zeitgleich sollten die Standzeiten sehr gering gehalten werden, da Kinder einen natürlichen Bewegungsdrang besitzen. Dieser kommt bereits im Schultag zu kurz und sollte zumindest im Fußballtraining seinen Raum bekommen. Verzichte demnach auf ausschweifende Erklärungen und lange „Warteschlangen“.

Die Trainerrolle - beobachten, erkennen & gestalten

Eine Einschränkung des angesprochenen Aufmerksamkeitsfokusses findet durch konkrete Instruktionen sowie ein sehr frequentiertes Coaching des Trainers statt. Daher sollte der Übungsleiter zum Einen auf explizite Handlungsanweisungen wie „Pass den Ball zu..!“ oder „Bewege dich hierher!“ verzichten. Zum Anderen sollte der Trainer beim Coaching  dem Motto “weniger ist mehr!“  folgen. Dabei kann es hilfreich sein, dass sich der Trainer nicht nur als als aktiver Coach, sondern auch als Beobachter versteht. Aus dieser passiveren Rolle, fällt es leichter wahrzunehmen und Erkenntnisse zu gewinnen

Anmerkung:

Beobachten mag einfach klingen, ist es aber ganz und gar nicht. Als Trainer bildet man sich meist schnell ein Urteil über Spieler, sowie dessen Fähigkeiten und Verhaltensweisen. Diese Urteile beeinflussen auch unsere Wahrnehmung. Die Herausforderung besteht aber darin wahrzunehmen, was im Augenblick wirklich passiert anstatt was wir „sehen wollen“ - andernfalls können Entwicklungen aber auch Potentialfelder übersehen werden.

Die gewonnen Erkenntnisse spielen auch bei der Gestaltung des Trainings eine wesentliche Rolle - es können Entwicklungsschwerpunkte ersichtlich werden oder es kann festgestellt werden, ob eine Spielform einen ausreichenden Trainingsreiz setzt. Falls nicht, müssen gegebenenfalls Anpassungen bei einer Übung oder Spielform vorgenommen werden.

Die Gestaltung der Lernumgebung spielt besonders beim Kindertraining eine deutlich wichtigere Rolle als das gesprochene Wort. Folglich sollte der Trainer einen starken Fokus  auf das Kreieren oder Anpassen der Lernumgebung richten.

Wie du in Spielformen gezielt Trainingsschwerpunkte setzen kannst, erfährst du in diesem Beitrag:
„Training in Spielformen - Wie setze ich Schwerpunkte?“ 🔗

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Autor: Luis Österlein

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