Wie funktioniert eine Abwehrkette? (Teil 1 von 2)

Beim Spiel mit Libero & Manndeckern lag der Fokus im Spiel gegen den Ball auf dem zugewiesenen Gegenspieler. Lediglich der Libero selbst verteidigt nicht mannorientiert, sonder sicherte die Tiefe und die Verteidiger vor sich ab – somit war er der einzige Akteur, welcher ball- und raumorientiert verteidigte.

Größtenteils orientieren sich mittlerweile alle Spieler einer Mannschaft am Ball und am Raum im Defensivspiel. Dadurch lassen sich deutlich besser Überzahlen und enge Räume in der Nähe des Balles kreieren. Ein Bestandteil des raum- und ballorientierten Verteidigens im modernen Fußball ist die Abwehrkette

Anmerkung:

Wenn du noch mehr über die 3 Orientierungspunkte im Defensivspiel (Ball, Raum und Gegner) erfahren möchtest, empfehle ich dir den folgenden Beitrag:

Ball, Raum und Gegner - Die 3 Orientierungspunkte im Spiel gegen den Ball 🔗 

Die defensive Diagonale

Das wichtigste Prinzip des Verteidigens in der Viererkette ist die defensive Diagonale, welche zum einen die Tiefe sichert und zum Anderen das Herstellen einer Überzahl in der Nähe des Balles begünstigt. Diese beiden Aspekte ermöglichen ein Attackieren des ballbesitzenden Spielers, ohne dass ein größeres Risiko für gegnerische Zuspiele in die Tiefe entsteht. Bevor wir die defensive Diagonale im Detail in der Viererkette betrachten, erklären wir die Grundlagen dieses Mechanismus im 2 gegen 2.

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Defensive Diagonale im 2 gegen 2

Abbildung 2

Abbildung 2

Zeigt der ballferne Verteidiger eine Ballorientierung in seinem Defensivspiel, führt dies zum Einrücken in Richtung der bespielten Seite. Dadurch kann der Verteidiger noch Zugriff auf die Situation bekommen, wenn sein Mitspieler ein 1 gegen 1 verliert. Der fehlende Fokus auf die Sicherung der Tiefe (Raum), ermöglicht dem ballführenden Gegenspieler aber einen Pass durch die Schnittstelle der beiden Verteidiger.

Abbildung 1

Abbildung 1

In dieser Abbildung sehen wir ein 2 gegen 2, bei welchem sich die Verteidiger deutlich an „ihren“ Gegenspielern orientieren. Der Gegner ohne Ball ist aus dem Spiel genommen – zumindest dann, wenn sein „Manndecker“ einen Pass in den Fuß oder Lauf unterbinden kann. Verliert der ballnahe Verteidiger jedoch ein 1 gegen 1, kann der ballführende Spieler direkt aufs Tor zu gehen. Der zweite Verteidiger hat keinen Zugriff mehr, da er durch die Manndeckung einen großen Abstand zum Ball hat.

Abbildung 4

Abbildung 4

Wird der Querpass gespielt, tauschen die verteidigenden Spieler ihre Aufgaben. Der zuvor „ballferne“ Abwehrspieler stellt den angespielten Gegenspieler, während der Mitspieler zur Ballseite einschiebt (Ballorientierung) und in eine Tiefenstaffelung fällt (Raumorientierung) – somit wird die „Funktion des Liberos“ nicht von einem Spieler sondern vom Kollektiv übernommen.

Abbildung 3

Abbildung 3

Setzt sich der Verteidiger zusätzlich noch nach hinten ab, zeigt er neben einer Ball- auch eine Raumorientierung in seinem Defensivspiel. Dadurch behält der Verteidiger weiterhin Zugriff auf den ballführenden Spieler (1). Zusätzlich kann der Gegner keinen Diagonal- bzw. Schnittstellenpass mehr umsetzen (2). Es bleibt demnach nur der Querpass (3), wodurch der Gegner keinen Raumgewinn erzielt.

Durch das Einrücken und Fallen des jeweils ballfernen Spielers entsteht außerdem eine diagonale Linie zwischen den Abwehrspielern. Damit stellt der ballnahe Verteidiger vertikale Passlinien zu, während der ballferne Verteidiger diagonale Passwege schließt. Folglich wird eine Überzahl in Ballnähe hergestellt, ohne dass Pässe mit einem wirklichen Raumgewinn möglich sind (nur horizontale Pässe). 

Verteidigen in der Viererkette

Ball am Flügel

Es entsteht wieder ein diagonale Linie zwischen dem balnahen Außen- und Innenverteidiger sowie kurze Abstände innerhalb der Kette – folglich sind Schnittstellenpässe schwer zu realisieren. Außerdem entsteht durch das Nachrücken des ballnahen Innenverteidigers ein günstigeres Zahlenverhältnis auf der bespielten Seite und eine bessere Absicherung des Raumes im Rücken des ballnahen Außenverteidigers.

Abbildung 6

Abbildung 6

Schauen wir uns das Prinzip der defensiven Diagonale im nächsten Schritt in der Viererabwehrkette an. Dabei gehen wir von einem Zuspiel auf die äußere Linie aus. Mit dem Pass rückt der ballnahe Außenverteidiger auf die bespielte Seite raus, während die restliche Kette zur Ballseite durch rückt und eine Tiefenstaffelung bildet.

Abbildung 5

Abbildung 5

Anmerkung:

Der ballnahe Innenverteidiger gibt die Höhe für die beiden ballfernen Abwehrspieler vor. Das hängt mit dem Blickfeld der Spieler zusammen. Der Blick richtet sich die meiste Zeit nach dem Ball. Das beutetet, dass der ballnahen Innenverteidiger die beiden ballfernen Mitspieler nicht direkt im Blickfeld hat. Die beiden ballfernen Spieler sehen den ballnahen Innenverteidiger dagegen auch, wenn sie den Blick zum Ball richten. Somit ist der ballnahe Innenverteidiger der ideale Anhaltspunkt für die Höhe der Kette.

Ball am Flügel - die doppelte Tiefenstaffelung

Eine doppelte Tiefenstaffelung klingt nach mehr Sicherheit im Defensivspiel, erschwert jedoch das Verteidigens der Tiefe – der Abwehrverbund ist weniger kompakt und es besteht die Gefahr einer tieferen Abseitslinie. 

Abbildung 8

Abbildung 8

Bei unserem vorherigen Beispiel schob der ballnahe Außenverteidiger vor, während die restliche Kette auf einer Höhe agierte. In der Vergangenheit kamen auch oftmals mit „sichel- oder halbmondförmige“ Anordung der Kette zum Einsatz, wenn der Gegner am Flügel in Ballbesitz war. Dabei kommt es zu einer doppelten Tiefenstaffelung – der ballferne Innenverteidiger agiert nochmals tiefer als der ballnahe Innenverteidiger.

Abbildung 7

Abbildung 7

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Autor: Luis Österlein

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