Training in Spielformen – Wie setze ich Schwerpunkte?

Ein Fußballtraining der „alten Schule“ startet oftmals eine Erwärmung ohne Ball, gefolgt von 1-2 Übungsformen, in welchen gezielt an Trainingszielen gearbeitet wird. Zum Abschluss wird dann „einfach gespielt“. Folglich findet ein gezieltes Arbeiten an Schwerpunkten kaum bis gar nicht in Spielformen statt. Die taktischen und/oder technischen Inhalte werden stattdessen „geübt“ – oftmals in Form von Passformen oder einem isolierten „Einschleifen“ einer Technik. 

Spielen vs. üben

Das Training in Übungsformen hat den Vorteil, dass sehr gezielt an Schwerpunkten gearbeitet wird – schließlich werden die Übungen auch auf den explizit taktischen und/oder technischen Inhalt zugeschnitten. Es kann also problemlos eine hohe Wiederholungszahl generiert werden. Zeitgleich findet die Umsetzung aber in einem spielfremden Kontext statt. Beim Training in Übungsformen fehlt (noch) der Transfer des „Gelernten“ ins Spiel. Ein Training in Spielformen wird dagegen immer spielnah sein, da folgende Komponenten – anders als beim Üben - immer vollständig Gegeben sind:

  • Die Umsetzung einer Technik hat immer auch eine taktische Komponente
  • Der Schwerpunkt kommt unter Gegnerdruck zur Anwendung
  • Spielformen kreieren Situationen mit einer Vielzahl an Handlungsoptionen → Wahrnehmen & Entscheiden
  • Spielformen kreieren stetig wechselnde Situationen → Einsatz des Schwerpunkts unter variablen Bedingungen
  • Das Spiel gibt ein „unmittelbares“ Feedback über Erfolg & Misserfolg

Schau mal in unserem Store vorbei wenn du noch nicht das neue Design unserer 1x1SPORT Taktikfolie #Fussball kennst.

Technische Schwerpunkte - Einschleifen vs. differenzielles Lernen

Wird ein technischer Schwerpunkt in einer Übungsform trainiert, ist häufig ein Coaching des „idealen“ Bewegungsablaufs zu beobachten. Es stellt sich jedoch die Frage, in wie weit ein richtiger Bewegungsablauf überhaupt eine Daseinsberechtigung hat? Immerhin kann eine „Umsetzung nach „Lehrbuch“ zu einem negativen Resultat führen, während eine „falsche“ Umsetzung ein positives Ergebnis erzielen kann. Der „Outcome“ sollte bei der Anwendung einer Technik also einen ebenso hohen oder sogar höheren Stellenwert als der „ideale“ Bewegungsablauf genießen – Dieser „Outcome“ lässt sich am Besten in Spielformen messen.

Obendrein bietet eine Spielform stetig wechselnde Bedingungen. Beim „Üben“ findet dagegen allzu oft ein Wiederholen eines nahezu identischen Bewegungsablaufes statt. Dabei treffen 2 Ansätze im Techniktraining aufeinander: Das „Einschleifen“ und der differenzielle Lernansatz.

„Die differenzielle Lernmethode vertuscht technische Fertigkeiten durch Variationen in der motorischen Ausführung zu verbessern, indem die entsprechenden Bewegungen in stetig wechselnden Situationen mit unterschiedlicher Komplexität und unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad stattfinden.“1

Der differenzielle Lernsatz bietet auf jeden Fall mehr Nähe zum Spiel, da es im Wettkampf ebenfalls zu stetig wechselnden Situationen kommt. Folglich geht es nicht darum einen Bewegungsablauf zu optimieren. Vielmehr müssen Bewegungen an die jeweilige Situationen angepasst werden. 

Das unbewusstes Lernen

Wissentlich steuern die meisten Trainer die Lernprozesse ihrer Spieler durch das Coaching – sprich die Aneignung von Wissen und Fertigkeiten erfolgt über Handlungsanweisungen oder Hilfestellungen. Der Lernprozess erfolgt dabei durch eine bewusste Aufnahme von Informationen der Spieler. Jedoch lässt sich das Lernen für Spieler auch „unbewusst“ und trotzdem gezielt steuern – und zwar durch die Gestaltung der Übungs- und vor allem Spielformen. Du kannst deinen Spielern also zu bestimmten Handlungen auffordern oder die Rahmenbedingungen so konstruieren, dass die Spieler zu den gewünschten Handlungen „gezwungen“ wird. In diesem Beitrag setzten wir uns auch damit auseinander wie diese unbewussten Lernprozesse in Spielformen gezielt gesteuert werden können.

Schwerpunkte durch die Gestaltung von Übungsformen steuern

#1 Die Größe des Feldes

Eine Vergrößerung des Spielfeldes bei gleichbleibender Spieleranzahl führt zu einer höheren Intensität – es wird mehr gelaufen. Zugleich hat das Vergrößern der Spielfläche aber auch eine Abnahme des Gegnerdrucks zu Folge. Das verteidigende Team hat mehr Raum zu verteidigen wodurch das Team mit Ball mehr Zeit und Raum für die Aktionen hat.

Auf kleineren Spielfeldern (im Verhältnis zur Anzahl der Spieler) ist der Gegnerdruck dagegen hoch. Das ballbesitzende Team kann schneller unter Druck gesetzt werden & es ist weniger Zeit und Raum für die Handlungen vorhanden – der technische Anspruch nimmt zu.

In größeren Feldern rückt die Raumaufteilung stärker in den Fokus. Das verteidigende Team steht vor der Herausforderung den Raum in Ballnähe zu verengen, ohne nutzbaren Freiraum in ballfernen Räumen zuzulassen. Andernfalls kann das ballbesitzende Team den Gegner durch ein weiträumiges Passspiel zu einer hohen läuferischen Leistung zwingen und ermüden.

Bei der Wahl der Feldgröße (in der Relation zur Anzahl der Spieler) kann ein „zu großes“ Feld zu einer Unterforderung des ballbesitzenden Teams führen, während ein „zu kleines“ Feld keinen Spielfluss zu lässt. 

Großes Feld (im Verhältnis zur Spieleranzahl)

Kleines Feld (in Relation zur Spieleranzahl)

Höhere Intensität

Geringere Intensität

Stärkerer Fokus auf Raumaufteilung & - bewertung

Höherer technischer Anspruch

Weniger Gegnerdruck – mehr Zeit & Raum für Ballaktionen

Höherer Gegnerdruck – weniger Zeit & Raum für Ballaktionen

#2 Die Form des Feldes

Neben der Feldgröße kann auch die Feldform genutzt werden, um gezielt Schwerpunkte in Spielformen zu setzen. Spielfelder können extrem lang und schmal oder auch sehr breit und dafür etwas kürzer gestaltet werden. Die erste Option lässt kein wirkliches Spiel in die Breite zu, wodurch eine zügige vertikale Spielfortsetzung provoziert wird. Ein breiteres Feld lässt dagegen sehr gut Verlagerung und ein Spiel über die Außenbahnen zu.

Jedoch kann nicht nur das Verhältnis von Breite & Länge des Feldes variiert werden, sondern auch die geometrische Form. Anstatt in einem Rechteck kann beispielsweise auch in einem Kreis, einer „Sanduhr“, einem Trapez oder einer Raute gespielt werden. Auch „Tabuzonen“ innerhalb des Feldes sind möglich. Durch die veränderten Formen wird die Wahrnehmung des Raumes und die Nutzungsmöglichkeit beeinflusst. Im Folgenden haben wir 2 Beispiele für Feldformen und deren Effekt vorbereitet: 

Die Raute

Die Raute

Abbildung 1 - Die Raute

Die Raute sorgt für mehr Breite in der mittleren Spielfeldbereichen und läuft in Richtung Tor enger zu. Diese Form hat den Effekt, dass in den breiten Spielfeldbereichen kein vertikales Passspiel möglich ist. Stattdessen muss der Ball wieder in Richtung Zentrum gespielt werden. Die Raute bietet sich also an, um die Passoption „longline“ entlang der Linie aus dem Spiel zu nehmen. 

Den ganzen Beitrag kannst du dir ansehen wenn du "1x1SPORT Fußballtrainer-Akademie Pro"-Mitglied bist.

Solltest du bereits Pro Mitglied sein, kannst du dich hier einloggen.

Autor: Luis Österlein

Success message!
Warning message!
Error message!