Das offensive Umschaltspiel – Von der Entwicklung deiner Spielidee auf den Trainingsplatz

Ziel des Beitrags

Dieser Beitrag soll dir dabei helfen eine Spielidee für das offensive Umschaltspiel zu entwickeln und auf dem Trainingsplatz zu bringen. Dabei werden wir uns zunächst mit dem Spiel gegen den Ball auseinandersetzen, da diese Spielphase die Rahmenbedingungen für das offensive Umschaltspiel maßgeblich gestaltet. Anschließend gehen wir dann auf Gestaltungsmöglichkeiten des offensiven Umschaltspiels ein. Zum Abschluss stellen wir dir 3 Spielformen vor, mit welcher du die entwickelte Spielidee mit deinen Spielern in die Tat umsetzen kannst. Im ersten Schritt werden wir aber erstmal genauer klären, was das offensive Umschaltspiel überhaupt ist.

Was ist das offensive Umschaltspiel?

Das offensive Umschaltspiel ist eine Spielphase, die mit einer Balleroberung beginnt. Zum Zeitpunkt des Ballbesitzwechsels befindet sich das gegnerische Team noch in ihrer Ballbesitzstruktur – einer Raumaufteilung, welche in der Regel mit mehr Breite sowie Tiefe und damit mit größeren Abständen einhergeht. Das offensive Umschaltspiel endet, wenn das gegnerische Team wieder in ihre defensive Grundordnung gefunden hat, ein Tor erzielt wird oder der Ballbesitz wieder wechselt. Eine eigene Standardsituation beendet das offensive Umschaltspiel nicht zwangsläufig – so kann ein Freistoß oder auch ein Einwurf während der Umschaltphase schnell ausgeführt werden.

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Das Pressing setzt die Rahmenbedingung

Einen maßgeblichen Einfluss auf das offensive Umschaltspiel hat das eigene Pressing – sprich das Spiel gegen den Ball entscheidet über die Ausgangsbedingungen in unseren offensiven Umschaltphasen . Dabei wollen wir vor allem auf 2 Aspekte eingehen – die Pressinghöhe und das Anlaufverhalten.

Anmerkung:

Eine offensive Umschaltphase beginnt nicht zwangsläufig in Folge eines eigenen Pressings. Der Spielphase kann auch eine gegnerische Standardsituation oder eine defensive Umschaltphase vorausgehen. Bei der Auseinandersetzung mit dieser Spielphase legen wir uns Hauptaugenmerk jedoch auf offensive Umschaltphasen, die mit einer Balleroberung im Pressing beginnen.

Die Pressinghöhe

Wer im hohen Pressing Bälle erobert, hat es nicht mehr weit zum gegnerischen Tor. Wird dagegen in einem tiefen Block verteidigt, ist die Entfernung zum Strafraum des Gegners deutlich größer. Nichtsdestotrotz bringt auch ein tiefes Verteidigen Vorteile für das offensive Umschaltspiel mit sich. Wird im Abwehrpressing verteidigt, steht der Gegner sehr hoch und bietet damit sehr viel Raum im Rücken der Abwehr an – dies eignet sich besonders für Pässe in die Tiefe und das Ausspielen von Geschwindigkeitsvorteilen.

Nach einer Balleroberung im tiefen Pressing ist der Abstand zum gegnerischen Tor aber auch der Raum im Rücken der gegnerischen Abwehr sehr groß

Nach einer Balleroberung im tiefen Pressing ist der Abstand zum gegnerischen Tor aber auch der Raum im Rücken der gegnerischen Abwehr sehr groß

Nach einer Balleroberung im hohen Pressing ist die Entfernung zum gegnerischen Tor sehr gering

Nach einer Balleroberung im hohen Pressing ist die Entfernung zum gegnerischen Tor sehr gering

#1 Entwicklung der Spielidee:

  • Liegen meine Stärken eher im hohen Pressing oder im tiefen Verteidigen?
  • Können wir hohe Balleroberungen in Torgefahr ummünzen?
  • Verfüge ich über Geschwindigkeitsvorteile gegenüber der gegnerischen Restverteidigung und Spieler, welche stark im Passspiel in die Tiefe sind? Sollte ich daher grundsätzlich, phasenweise oder bei eigener Führung im tiefen Block verteidigen, um viel Raum im Rücken der gegnerischen Abwehr vorzufinden?
  • Habe ich Schwierigkeiten mich nach Balleroberungen in der Nähe des eigenen Tores aus dem Druck zu lösen, wenn der Gegner mit einem Gegenpressing agiert? Sollte ich daher eher in einem hohen Pressing agieren?
  • Sind wir in der Lage aus hohen Balleroberungen direkt Torgefahr zu erzeugen?

Anmerkung:

Wenn du mehr über die Wahl der richtigen Pressinghöhe erfahren möchtest, empfehle ich dir folgenden Beitrag: Die ideale Pressinghöhe finden – Abwehr-, Mittelfeld- oder Angriffspressing? 🔗

Anlaufverhalten

Im hohen & mittleren Pressing kann der Ort der Balleroberung zusätzlich noch durch das Anlaufverhalten beeinflusst werden – zumindest dann, wenn das Pressing nicht (hoch) überspielt wird. Beim Anlaufen werden wir 3 Lenkverhalten und dessen Einfluss auf das offensive Umschaltspiel miteinander vergleichen.

B - Das Lenken in die Feldmitte

Die beiden Stürmer lenken die gegnerischen Innenverteidiger im 4-1-2-1-2 nach innen, wodurch ein Pass ins Zentrum erzwungen wird. Die Überzahl in der Feldmitte erleichtert in der Folge die Balleroberung.

Die beiden Stürmer lenken die gegnerischen Innenverteidiger im 4-1-2-1-2 nach innen, wodurch ein Pass ins Zentrum erzwungen wird. Die Überzahl in der Feldmitte erleichtert in der Folge die Balleroberung.

Wird der Ball in der Feldmitte erobert kann das Spiel in jede Richtung fortgesetzt werden, zeitgleich kann auch von jeder Seite Druck entstehen.

A – Das Lenken nach außen

Durch die enge Staffelung der 3 offensiven Mittelfeldspieler und das bogenförmige Anlaufen des einzigen Stürmers im 4-2-3-1 wird der gegnerische Spielaufbau nach außen gelenkt.

Durch die enge Staffelung der 3 offensiven Mittelfeldspieler und das bogenförmige Anlaufen des einzigen Stürmers im 4-2-3-1 wird der gegnerische Spielaufbau nach außen gelenkt.

Nach Balleroberungen in der Breite sind die Optionen zur Spielfortsetzung durch die Seitenauslinie begrenzt und der Winkel zum Tor kann unter Umständen sehr spitz sein. Zeitgleich kann dieser Nachteil aber auch ein Vorteil sein, da der Balleroberer auch aus weniger Richtungen mit Druck rechnen muss.

C – Das Lenken auf eine Spielfeldseite

Das verteidigende Team spielt im 4-1-4-1. Dabei schiebt der rechte Mittelfeldspieler zwischen die Passlinie des gegnerischen Innen- Außenverteidigers, wodurch der Spielaufbau auf die andere Seite gelenkt wird.

Das verteidigende Team spielt im 4-1-4-1. Dabei schiebt der rechte Mittelfeldspieler zwischen die Passlinie des gegnerischen Innen- Außenverteidigers, wodurch der Spielaufbau auf die andere Seite gelenkt wird.

Wird im Pressing eine Seite erfolgreich „abgeschnitten“, kann dies zu einem verstärkten Spielaufbau über die andere Seite des Gegners führen – und folglich auch zu mehr Chancen den Ball auf der „gewünschten“ Seite zu erobern.

#2 Entwicklung der Spielidee:

  • Sind wir auf einer Seite im Ballbesitzspiel sicherer in engen Räumen? Sollten wir den gegnerischen Spielaufbau daher auf diese Seite lenken, um den Ball sicher & zügig in offene Räume verlagern zu können?
  • Haben wir einen Zielspieler, welche seine Qualitäten ausgehend von einer ballfernen Position zur Geltung bringen kann? - beispielsweise durch einen diagonalen Flugball in die Tiefe oder eine Flanke auf den 2. Pfosten. Sollten wir den gegnerischen Spielaufbau daher auf die andere Seite lenken?
  • Haben wir eher in der Feldmitte oder im Zentrum Spieler, welche nach Balleroberungen zügig Dynamik erzeugen können? Sollten wir daher eher Balleroberungen im Zentrum oder der Feldmitte provozieren?
  • Können wir Zielspieler und/oder unsere Qualitäten besser ausgehend von der Feldmitte, von den Flügeln oder von einer bestimmten Seite zur Geltung bringen?

Das „Zocken“

„Zocken“ klingt zwar etwas umgangssprachlich, ist aber ein gängiger Begriff für die folgende individualtaktischen Verhaltensweisen im Spiel gegen den Ball:

  • Ein verzögertes Anstellen von Anschluss nach dem gegnerischen Übergangsspiel
  • Sich in eine günstigere Ausgangsposition und Dynamik für das offensive Umschaltspiel bringen, wenn sich bereits eine Balleroberung andeutet – in den meisten Fällen durch ein Vorrücken
  • Ein Spieler fällt nur vollständig in seine „defensive Position“, wenn sich ein „notwendiger“ Eingriff in das Spiel gegen den Ball abzeichnet. Durch die meist leicht höhere Position erzeugt der Spieler bessere Bedingungen im offensiven Umschaltspiel. Zeitgleich wird aber das Risiko erhöht, dass der Zugriff im Spiel gegen den Ball verloren geht.
Der ballferne Mittelfeldspieler (grün) schiebt bereits nach vorne als sich der Ballverlust des gegnerischen Teams andeutet (gelb). Dadurch hat der Spieler mit der Balleroberung bereits eine höhere Postion und eine Dynamik in Richtung gegnerische Tor. Folglich kann der Mittelfeldspieler in der offensiven Umschaltphase besser die Schnittstelle in der gegnerischen Abwehr attackieren.

Der ballferne Mittelfeldspieler (grün) schiebt bereits nach vorne als sich der Ballverlust des gegnerischen Teams andeutet (gelb). Dadurch hat der Spieler mit der Balleroberung bereits eine höhere Postion und eine Dynamik in Richtung gegnerische Tor. Folglich kann der Mittelfeldspieler in der offensiven Umschaltphase besser die Schnittstelle in der gegnerischen Abwehr attackieren.

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Autor: Luis Österlein

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